Die LEBENSWERTE der Generation Z beeinflussen unser Pensionssystem massiv
Interview. Die Babyboomer gehen in Pension, die Generation Z kommt. Direktor Michael Miskarik, Leiter von HDI LEBEN Österreich, wagt einen Blick in die Zukunft und erklärt, warum diese Generation unsere Welt nachhaltig verändern wird
Die Generation Z bezeichnet junge Menschen, die zwischen den Jahren 1995 und 2012 geboren wurden. Sie folgt auf die Generation Y – auch Millennials genannt – und ist die erste Generation, die mit dem Smartphone, Social Media, der Blockchain und Kryptowährungen aufgewachsen ist. Damit werden die Weichen in unserer Gesellschaft neu gestellt.
Herr Miskarik, die BabyBoomer gehen in Pension und stellen damit nicht nur den Arbeitsmarkt vor Herausforderungen. Auch unser Pensionssystem steht vor einem gewaltigen Belastungstest. Worauf müssen wir uns einstellen? Michael Miskarik: Unser staatliches Pensionssystem wird in den nächsten Jahren durch mehrere Faktoren belastet: Zum einen wird unser Geld durch die stark steigende Inflation immer weniger wert – das trifft auch unsere Pensionistinnen und Pensionisten, da ihre Pensionen möglicherweise nicht im selben Ausmaß steigen. Zum anderen gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Pension und hinterlassen eine Lücke am Arbeitsmarkt. Diese kann von den nachfolgenden Generationen nicht aufgefüllt werden. Derzeit gibt es in Österreich rund 2,5 Millionen Pensionistinnen und Pensionisten. Ihnen stehen rund 4,3 Millionen Erwerbstätige gegenüber. Bis 2050 wird sich dieses Verhältnis noch weiter verschlechtern: Heute gehen wir davon aus, dass dann nur noch 1,3 Erwerbstätige auf eine pensionsbeziehende Person kommen.
Inwiefern stellt das ein Problem dar?
Unser staatliches Pensionssystem basiert auf einem Umlaufverfahren. Das bedeutet: Die arbeitende Bevölkerung bezahlt mit ihren Sozialversicherungsbeiträgen die Pensionen für die Älteren. Je höher also die Zahl der Erwerbstätigen, desto besser. Aber bereits heute muss unser Pensionssystem aus Steuermitteln subventioniert werden. 2021 wurden rund 52 Milliarden Euro für Pensionen ausgegeben, rund 40 Prozent davon kamen aus dem laufenden Budget. Gleichzeitig kommen mit der Generation Z die sogenannten Digital Natives auf den Arbeitsmarkt, die einen völlig neuen Wertekompass mitbringen und unsere Gesellschaft damit nachhaltig verändern werden.
Durch welche LEBENSWERTE unterscheidet sich die Generation Z von den vorhergehenden Generationen?
Aus eigenen Beobachtungen und ersten wissenschaftlichen Studien wissen wir: Die Generation Z ist immer online, ihr Real Life ist mit dem digitalen verschmolzen. Ihr Leben findet im Hier und Jetzt statt. Langfristigkeit, der Aufbau von Vermögenswerten oder Themen wie Vorsorge tangieren sie vorerst nicht. Gleichzeitig stehen sie unter enormem Leistungsdruck, weil sie sich permanent über Social Media mit dem vermeintlich schönen Leben der anderen vergleichen, sich schlecht fühlen und getroffene Entscheidungen wieder in Frage stellen. Die Folge davon: Die Generation Z hat Schwierigkeiten, überhaupt Entscheidungen zu treffen. Es gibt zu viele Möglichkeiten, zu viel Information und zu wenig Zeit, um in Ruhe nachzudenken. Unsere Jugend ist daher maximal unverbindlich. Egal, ob es um eine Verabredung oder einen neuen Job geht. Eine Entscheidung ist für sie maximal ein Zwischenstand, bis etwas Besseres kommt.
Was erwartet den Arbeitsmarkt, wenn die Generation Z ins Erwerbsleben eintritt?
Die größte Herausforderung für uns als Arbeitgebende wird es sein, dass Digital Natives Instant-Feedback gewohnt sind. Das klingt zunächst harmlos, doch die Auswirkungen davon ziehen sich durch alle Bereiche. Wir müssen uns auf junge Mitarbeitende einstellen, die auf erledigte Aufgaben eine sofortige Rückmeldung erwarten. Bekommen sie diese nicht, werden sie verunsichert und suchen sich im Worst Case einen anderen Job. Die Erwerbskarrieren dieser Generation werden also völlig anders aussehen. Statt linearer Karriereverläufe werden sie häufiger von Unterbrechungen und Jobwechsel geprägt sein. Als Folge davon werden die laufenden Einnahmen der Sozialversicherung langfristig deutlich sinken und die staatliche Pension der Generation Z wohl nur noch eine finanzielle Basisversorgung darstellen.
Können Eltern für Jugendliche der Generation Z eine finanzielle Vorsorge treffen?
Auch für die Generation Z ist es wichtig, sich frühzeitig mit ihrer finanziellen Zukunft zu befassen und die Zeit für sich arbeiten zu lassen. Eltern sollten auf jeden Fall so früh wie möglich mit der privaten Vorsorge für ihre Kinder beginnen – neben der ZEITWERTsicherung geht es hier vor allem auch um das Thema ARBEITSWERTsicherung.
Ich empfehle daher allen Eltern ein umfassendes Beratungsgespräch mit einem vertrauensvollen, zuverlässigen und fachlich kompetenten Vorsorgespezialisten.
Orientierung finden Interessierte unter:
Heinz-Christian Strache zeigt Nerven. Er wirkt blass, eine Hand umklammert die Lehne der Anklagebank des Großen Schwurgerichtsaales im Wiener Landesgericht. Bei den Worten des Oberstaatsanwaltes wandert der Blick des ehemaligen FPÖVizekanzlers zur Decke, er schüttelt den Kopf.
Medienrummel
Nur wenige Stunden später ist ihm die Erleichterung anzusehen. Richterin Monika Zink spricht ihn im Großen Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Wien vom Vorwurf der Bestechlichkeit frei. Auch der zweite Angeklagte, Immo-Unternehmer Siegfried Stieglitz, wird vom Vorwurf der Bestechung freigesprochen. Beides nicht rechtskräftig.
„Ich bin dankbar und erleichtert, dass die falschen Vorwürfe entkräftet werden konnten“, wird Strache im Anschluss den zahlreich erschienenen Medienvertretern sagen.
Strache, so die Anklage, habe gegen Geld an den FPÖ-nahen Verein „Austria in Motion“seinem Freund Stieglitz einen Aufsichtsratsposten bei der Asfinag verdicht schafft. „Chats don’t lie“, fasst es der Oberstaatsanwalt zusammen. Denn es sind vor allem Textnachrichten, auf die sich die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) bei ihrer Anklage stützte.
Doch der Richterin sind diese Indizien am Ende nicht genug. „Für eine Verurteilung ist die volle Gewissheit über die Täterschaft und Schuld nötig“, sagt sie. Ob Strache überhaupt von der Spende gewusst habe, sei nicht zweifelsfrei nachvollziehbar. Ebenso, dass es einen Konnex zum Posten im Aufsichtsrat gegeben habe.
Männer-Freundschaft
Sieben Tage lang wurde in der Sache verhandelt. Viel wurde über die Männerfreundschaft zwischen Strache und Stieglitz gesprochen. „Strache kannte weder die aktuelle Lebensgefährtin von Stieglitz, noch wusste er, dass Stieglitz kein Jurist war“, führt die WKStA ins Treffen. Es sei vielmehr eine Zweckgemeinschaft gewesen. Und: „Ein echter Freund würde einen Posten nicht einmahnen, weil er weiß, dass das einen Interessenskonflikt beim Freund verursachen würde.“
Stieglitz hatte sehr vehement auf seine Entsendung in den Aufsichtsrat gepocht. „Abmachungen sollen eingehalten werden“, schrieb er etwa an Strache.
Ja, Stieglitz habe Wünsche geäußert und Interesse bekundet, gesteht sein Anwalt Andreas Pollak zu. „Aber das ist ja wohl zulässig.“Die Interpretation der Chats sieht er als „nicht haltbar.“
Straches Anwalt Johann Pauer argumentiert: „Eine Nachricht wie: 'Ich hab dich lieb' (von Stieglitz an Strache, Anm.) sagt mehr als 1.000 Worte. Natürlich waren die beiden befreundet.“Zudem seien Handys sämtlicher Politiker voll mit Nachrichten, bei denen sich Personen für Posten melden und um ein gutes Wort bitten.
Strache wurde im vergangenen August in einer ähnlichen Sache zu 15 Monaten bedingter Freiheitsstrafe – nicht rechtskräftig – verurteilt. Damals ging es um einen angeblichen Gesetzeskauf.
„Ich bin dankbar und erleichtert, dass die falschen Vorwürfe entkräftet werden konnten“
Heinz-Christian Strache Angeklagter