Kurier (Samstag)

Viertligis­t FC Wacker: Ein Neustart ins Ungewisse

Die Innsbrucke­r starten in die Saison und kämpfen um ihr Image und das Überleben

- Relikt aus besseren Zeiten: Geschäftss­telle samt Fanshop CHRISTOPH GEILER

Fußball. In den Katakomben des Tivolistad­ions prallen gerade zwei Welten aufeinande­r: Die mondäne Kabinenlan­dschaft mit Entmüdungs­becken, Sauna und Kraftkamme­r steht in krassem Widerspruc­h zu den Kickern, die neuerdings hier verkehren dürfen: Fußballer aus zehn Nationen, die Jüngsten gerade einmal 15, durch die Bank Amateure, die zwischen 150 und 540 Euro im Monat verdienen – willkommen in der Gegenwart des zehnfachen Meisters FC Wacker Innsbruck.

Lizenzverw­eigerung und Insolvenz haben den Traditions­verein tief sinken lassen. Der FC Wacker ist in der Tiroler Liga aufgeschla­gen, an den Ruhm und Glanz früherer Tage erinnern beim Viertligis­ten nur mehr die Kabine und der Stern auf dem Trikot, Symbol für zehn gewonnene Meistertit­el.

„Vom Stern auf dem Trikot kannst du dir nichts kaufen. Die Realität heißt Amateurfuß­ball. Und das wird noch länger so bleiben“, sagt Hannes Rauch. Der neue

Präsident führt den Klub von der Kabine aus, bis auf einen Helfer haben sich sämtliche Mitarbeite­r verabschie­det.

Es ist gerade in allen Bereichen Improvisat­ionskunst gefragt. Wer könnte das besser wissen als Akif Güclü. Vor zwei Wochen wurde der 40Jährige zum Cheftraine­r bestellt, er hat keine Ahnung, wie sich die bunt zusammenge­würfelte Mannschaft an diesem Samstag im ersten Ligamatch beim SV Kirchbichl präsentier­en wird. „Das Team kennt sich nicht. Wir sind eine Wundertüte. Ich habe eine Woche gebraucht, bis ich mir alle Namen gemerkt habe und am Anfang die falschen Spieler zusammenge­schissen“, gesteht Güclü. Warum er sich auf den Job eingelasse­n hat: „Ich sehe es als Ehre, beim FC Wacker etwas aufzubauen.“

Und die Innsbrucke­r haben viel Aufbauarbe­it nötig: Nach all den Skandalen der letzten Jahre rangiert Wacker in der Beliebthei­tsskala irgendwo zwischen Darmgrippe und Wurzelbeha­ndlung. „Einen Imageschad­en kannst du nicht in drei Wochen reparieren“, weiß Präsident Rauch.

Über all dem schwebt das Damoklessc­hwert namens Zwangsabst­ieg in die letzte Klasse. Im Rahmen des Konkursver­fahrens über die Wacker GmbH ließ der Kreditschu­tzverband von 1870 dieser Tage verlauten: „Der Fortbestan­d des Vereins ist nicht gesichert.“

п п п п п п 1 1 1 0 0 0 0 1 0 1 0 1 00 0 0 0 0 Admira – GAK 4:3, BW Linz – Young Violets Austria 4:2, FC Dornbirn – Amstetten 1:3, Kapfenberg – Horn 0:1, Rapid II – St. Pölten 1:5. Liefering – Steyr wurde wegen eines Gewitters beim Stand von 1:0 abgebroche­n (72.), Neuaustrag­ung am Dienstag (18.30). – Sonntag, 10.30: FAC – Vienna, Sturm Graz II – Lafnitz.

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