Größte Sicherheitsaktion in der Geschichte der Londoner Polizei
Hunderte Einsatzkräfte aus dem Königreich zur Verstärkung angereist. Zwei Polizisten mit Messer attackiert
Gewöhnlich ist Richard Marshall in den sanften Hügeln von Wiltshire im Einsatz: rund um das beschauliche Städtchen Salisbury oder beim historischen Stonehenge. Doch seit einer Woche steht der Polizeioffizier, Hände hinter dem Rücken, Ecke Belvedere Road und Westminster Bridge Road. Er scannt die nicht enden wollenden Menschenschlange, die sich langsam in Richtung Westminster Hill schiebt, auf ungewöhnliche Bewegungen, unerwartete Aktionen. Richard Marshall ist einer von Hunderten Polizisten, die anlässlich der Trauerfeierlichkeiten der englischen Königin zur Verstärkung nach London gekommen sind.
Und so gibt es am Freitag in der Innenstadt kaum einen Moment, in dem man nicht einen Beamten in Uniform sieht. Mit schusssicheren Warnwesten und dem ikonischen, runden Helm patrouillieren sie die Menge, koordinieren die Schlange, leiten Passanten um.
Es sei „die größte Sicherheitsoperation“, die die Londoner Polizei jemals durchgeführt hat, bestätigt Stuart Cundy von der Metropolitan Police. Immerhin werden neben royalen Gästen, wie dem spanischen König Felipe oder dem japanischen Kaiser Naruhito, am Montag Hunderte Staatsoberhäupter und Regierungschefs erwartet – darunter auch Österreichs Präsident Alexander Van der Bellen und US-Präsident Joe Biden. So groß ist das Aufgebot an Stargästen, das sie in Bussen, wenn auch luxuriösen, nach Westminster kutschiert werden.
Besonders beunruhigend daher, als Freitag um 6 Uhr Früh am Leicester Square zwei Polizisten mit einem Messer attackiert wurden. Ein Polizist erlitt Stichwunden in Hals und Nacken, seine Kollegin am Arm. Das Attentat soll aber weder mit dem Tod der Königin im Zusammenhang stehen noch ein Terrorakt sein, heißt es vom neuen Met Polizeichef Mark Rowley. Ein 20-Jähriger wurde festgenommen.
Fotos mit der Polizei
Keinen Kommentar gibt es von den Polizisten, die am Freitag in der Innenstadt ihren Dienst verrichten. „Wir gehen ganz normal unserer Arbeit nach“, sagt ein Offizier aus Northampshire. Sein ernster Gesichtsausdruck wird wieder freundlich, als eine Passantin vortritt. Ob sie ein Foto mit der Polizei machen könne? Wenig später hat sich vor den drei Polizisten eine kleine Schlange gebildet.
Auch sonst ist die Tätigkeit alles andere als normal. „Wir sind hauptsächlich Tourguides“, meint eine Polizistin vor Westminster Palace. Am häufigsten fragen Passanten nach dem Buckingham Palace. Manche erkundigen sich, wo der Anfang der Schlange ist. Und eine Person wollte wissen, warum so viel los sei: „Ist etwas passiert?“