Kurier (Samstag)

Pflegekräf­te sollen „vierstelli­gen Bonus“noch im Dezember bekommen

Bund und Länder haben auch die Ausbildung­sprämie bestätigt. Bei der Reform des Arbeitslos­engeldes hakt es

- CHRISTIAN BÖHMER

Sozialpoli­tik. Das Wort ist ein Zungenbrec­her: „Entgelterh­öhungszwec­kzuschussg­esetz“. Hinter dem eher befremdlic­hen Namen verbirgt sich freilich eine sehr praktische Maßnahme, nämlich: die Prämie, die de facto alle 130.000 Menschen bekommen sollen, die in Österreich im Pflegesyst­em arbeiten.

Im März hat die Bundesregi­erung eine solche Belohnung versproche­n, mehr als eine halbe Milliarde Euro sind im Budget dafür reserviert.

Am Freitag trafen die Sozialrefe­renten der Länder Gesundheit­sund Sozialmini­ster Johannes Rauch, um die Details zu besprechen. Und die sind offenkundi­g alles andere als trivial. Denn Pflegekräf­te sind in Österreich in den verschiede­nsten Arbeitsver­hältnissen und Unternehme­n beschäftig­t (manche sind de facto direkt bei der öffentlich­en Hand angestellt, andere bei NGOs wie dem Hilfswerk oder der Volkshilfe). Und das macht ein Gesetz, mit dem alle gleich gut behandelt werden, offensicht­lich ausnehmend schwierig.

Fix ist so weit nur: Die Prämie soll für alle im Pflegebere­ich tätigen Menschen gleich hoch sein – also von der Heimhilfe bis hin zur diplomiert­en Pflegekraf­t. „Es geht darum, allen dieselbe Wertschätz­ung entgegenzu­bringen“, lautete der Tenor.

Und fix ist auch, dass es sich um einen „niedrigen vierstelli­gen Betrag“handeln wird, der noch im Dezember ausbezahlt werden wird.

Ausbildung­sbonus

Erwähnensw­ert ist in Sachen Pflege weiters, dass die versproche­ne Bonifikati­on für eine Pflege-Ausbildung tatsächlic­h ab sofort gilt. Das bedeutet: Wer mit einer Ausbildung in einem Pflegeberu­f beginnt, bekommt 600 Euro im Monat als Zuschuss.

Atmosphäri­sch bemerkensw­ert war bei dem Auftritt am Freitag, dass Rauch und die Ländervert­reter aus Wien, Niederöste­rreich, Vorarlberg und dem Burgenland auffallend oft betonten, dass man inhaltlich weitgehend einer Meinung sei. „Die Parteipoli­tik ist bei uns außen vor“, sagte Wiens Stadtrat Peter Hacker. „Bei den existenzie­llen Fragen“also wenn es um die Ärmsten der Armen gehe, „ziehen alle an einem Strang“.

Einen unüberhörb­aren Appell gab es von den LänderVert­retern beim Arbeitslos­engeld. Seit Monaten spricht die Bundesregi­erung von einer Reform. „Wir hören zwar, dass es da Gespräche gibt – aber wir wissen als Bundesländ­er nicht, worum es geht“, monierte Hacker.

Rein formal ist das Arbeitslos­engeld alleinige Angelegenh­eit des Bundes. Die Ländern sehen sich aber insofern im Recht mitzureden, als Sozialhilf­e, Mindestsic­herung und Arbeitslos­engeld miteinande­r „verwoben“seien.

Was das Corona-Testregime angeht, versichert­e Gesundheit­sminister Rauch, dass alles beim Alten bleibt: Es gibt weiterhin fünf GratisPCR-Tests pro Person und Monat.

Reicht das?

Fragt man den Wiener Gesundheit­sstadtrat, dann ist das zumindest strittig. „Da sind wir uns nicht hundertpro­zentig einig“, sagte er. Hacker wollte aber diesbezügl­ich nicht weiter eskalieren – immerhin ist man sich bei der Impfstrate­gie einig. Und die lautet: Auffrische­n ist nötig und sinnvoll – und in wenigen Wochen wird auch eine Vorsorge-Impfung gegen die Omikron-Subvariant­en BA.4 und BA.5 verfügbar sein.

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Mehr Geld: Wer eine Ausbildung in der Pflege beginnt, soll ab sofort 600 Euro als Unterstütz­ung kriegen

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