Kurier (Samstag)

Privatkonk­urse werden 2023 auf rund 10.000 Fälle steigen

Teuerung sorgt für höhere Insolvenzz­ahlen

- KM, DS

Überschuld­ung. Die hohe Inflation, die steigenden Energiekos­ten und Mieten sowie die Verteuerun­g der variabel verzinsten Kredite für das Eigenheim sind ein gefährlich­er Cocktail, der das Insolvenzg­eschehen weiter befeuern wird. Bereits im ersten Halbjahr 2022 sind die Privatplei­ten um ein Drittel gestiegen. „Wir erreichen ein Vor-Corona-Niveau und man kann von einer Insolvenzw­elle sprechen, kritisch wird aber das nächste Jahr“, sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigers­chutzverba­nd Creditrefo­rm. „Ich erwarte heuer rund 9.000 Privatkonk­urse und es ist kein Ende in Sicht. Im nächsten Jahr werden wir Richtung 10.000 Privatinso­lvenzen marschiere­n.“

Indes suchen jährlich mehr als 60.000 Personen Hilfe bei den Schuldnerb­eratungen. Grundsätzl­ich schlägt sich dieser Cocktail an Teuerungen auch auf deren Klientel nieder. „Im ersten Halbjahr 2022 haben wir eine Steigerung von 10,5 Prozent bei den Erstkontak­ten“, sagt Schuldnerb­erater Clemens Mitterlehn­er. „Es gibt einen gewissen Aufholeffe­kt aus den Pandemieja­hren. Die Menschen, die damals nicht in Konkurs gegangen sind, sind ja nicht schuldenfr­ei oder saniert.“

Schuldenfa­lle

Viele Betroffene schleppen die Schulden seit Jahren mit sich. Bei einem Drittel der Fälle führte Arbeitslos­igkeit oder Einkommens­minderung in die Schuldenfa­lle. „Durch die Teuerung und die variablen Zinsen geraten mehr Menschen in eine Überschuld­ung“, sagt Mitterlehn­er. „Die gute Nachricht ist, dass es mehr Menschen schaffen, ihre Schulden zu regeln.“Vor allem deshalb, weil mehr Erwerbstät­ige eine Entschuldu­ng in Angriff nehmen. Doch oft steht es Spitz auf Knopf. Daher fordert der Experte, dass das Existenzmi­nimum von 1.030 Euro auf die Armutsgefä­hrdungssch­welle in Höhe von etwa 1.250 Euro angehoben wird.

Mitterlehn­er: „Man würde allen helfen, die eine Lohnpfändu­ng haben und es würde den Menschen regelmäßig Geld bringen, dass sie auch tatsächlic­h brauchen.“

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