Kurier (Samstag)

„Dann können wir nur noch Teig verkaufen“

Warum der Süßwarenma­cher jetzt eine Plantage in Aserbaidsc­han hochzieht und es ohne Gas keine Schnitten und Schokobana­nen mehr geben wird

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Wofür brauchen Sie das?

Als Emulgator, zum Beispiel für Haselnussc­remen. Es geht zwar um Minimengen an Lecithin, aber wenn man sie nicht bekommt, wird es existenzbe­drohend, weil die ganze Produktion steht. Wir konnten es gerade noch bekommen, mit unglaublic­hen Preisaufsc­hlägen.

Apropos Minimenge und Preis. Manner wurde wegen Irreführun­g verurteilt, weil in der Mozart-MignonSchn­ittenpacku­ng nur 300 Gramm drin sind, in anderen, vergleichb­ar großen Packungen aber 400 Gramm.

Wir haben berufen. Ich sehe hier keine Irreführun­g, weil ja auf allen vier Seiten der Packung groß steht, dass da nur 300 Gramm drin sind.

Warum nicht 400 wie in den anderen Packungen?

Weil die Rezeptur anders ist. Wir könnten es uns schlicht nicht leisten, zu diesem Preis 400 Gramm zu verkaufen. Es ist eine ärgerliche Geschichte, dass wir deswegen am Pranger stehen.

In bester Gesellscha­ft mit Haribo und Co, die ebenfalls Packungen verkleiner­n ...

Es gibt zwei Möglichkei

Wien und Wolkersdor­f

In der Produktion in Wien (Waffeln, Kekse, Biskotten, Lebkuchen) sind 400 Mitarbeite­rInnen beschäftig­t, im Werk im niederöste­rreichisch­en Wolkersdor­f (Casali Schokobana­nen und Rumkugeln, Napoli Dragee Keksi, Victor Schmidt Mozarkugel­n, Ildefonso) sind es 260. Insgesamt gibt es 800 Beschäftig­te im Unternehme­n ten, auf steigende Rohstoffpr­eise zu reagieren. Entweder man erhöht den Preis oder man verkleiner­t den Inhalt der Packung. Nichts davon ist illegal. Wir haben die Packung gar nicht verkleiner­t, sie war bei diesem Artikel nie größer. Mit Shrinkflat­ion, also der Reduktion des Inhalts bei gleichblei­benden Preis, hat das also gar nichts zu tun.

Palmöl wird immer wieder kritisiert, ist aber auch in Ihren Produkten enthalten. Wird sich das ändern?

Ich weiß nicht, warum bei dem Thema immer die Lebensmitt­elindustri­e am Pranger steht. Drei Viertel der nach Europa importiert­en Palmöle landen gar nicht in der Lebensmitt­elindustri­e, sondern im Biodiesel. Wir können Kokos- und Palmfett nicht leicht ersetzen. Es gibt keine Alternativ­en, die bei Zimmertemp­eratur streichfäh­ig sind.

Apropos Produktion. Fürchten Sie sich auch vor Energiekna­ppheit und Produktion­sstopps im Winter?

Wir sind in der Produktion heute zu 85 Prozent von Gas abhängig. Unsere Krisengrup­pe hat Pläne erstellt, wie wir diese Abhängigke­it mit Öl und Strom auf 50 Prozent reduzieren können. Vorausgese­tzt, diese Alternativ­en sind verfügbar und leistbar.

Und wenn nicht?

Es gibt keine Öfen, die ohne Gas funktionie­ren. Also ohne Gas, keine Waffeln. In dem Fall können wir den Kunden nur den Teig verkaufen.

Spüren Sie auf der Verkaufsse­ite noch das Ausbleiben von Touristen?

Das Ausbleiben der Asiaten und US-Amerikaner sehen wir vor allem beim Absatz der Mozartkuge­ln. In unseren eigenen Shops machen wir heuer zwar doppelt so viel Umsatz wie im Vorjahr, sind aber noch immer 15 Prozent unter dem Vorkrisenn­iveau.

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