Kurier (Samstag)

Schwarzes Loch statt Lichtjahre voraus

Österreich droht bei europäisch­en Weltraumpr­ojekten den Anschluss zu verlieren

- KURIER Talk Raumfahrt: Samstag, Dieter Grebner, Dieter Grebner, Präsident von Austrospac­e Heimische Peak Technology liefert Teile für Ariane-Raketen WOLFGANG UNTERHUBER

Austrospac­e. Ohne Weltraumte­chnologie geht auf der Erde fast gar nichts. Die Bandbreite reicht von Auto-Navi und Satelliten-TV über die Wetterprog­nose am Handy bis hin zum Schiffs- und Flugverkeh­r. „Wir nutzen täglich bis zu hundertmal in irgendeine­r Form Weltraum-Infrastruk­tur“, sagt Dieter Grebner, Präsident von Austrospac­e. Das ist die Vereinigun­g von 21 österreich­ischen Unternehme­n und Institutio­nen, die auf Weltraumfo­rschung und Weltraumte­chnik setzen.

Vor allem aber: Ohne Weltraumte­chnik kein Klimaschut­z. Grebner: „Allein die Daten aus der Atmosphäre sind beim Thema Klimawande­l ein zentrales Element.“Umso mehr hofft Grebner, dass Leonore Gewessler als Infrastruk­turministe­rin ein Ohr für ihn hat. Denn die heimische Weltraumin­dustrie fordert eine Aufstockun­g der Budgetmitt­el.

Konkret geht es um den Beitrag Österreich­s für die European Space Agency (ESA), deren Chef seit dem Vorjahr übrigens der Österreich­er Josef Aschbacher ist. Der Anteil Österreich­s für die

Das ausführlic­he TVIntervie­w mit Austrospac­e-Chef, über Weltraumfo­rschung in Österreich und Geldnöte.

17. 9. um 16.30 Uhr auf schauTV, KURIER.at

ESA sinkt aber seit Jahren. 2017 betrug er noch 204 Millionen Euro (1,9 Prozent vom ESA-Gesamtbudg­et), 2020 waren es nur noch 190 Millionen (1,3 Prozent).

Neben Gewessler muss in den nächsten Wochen auch Finanzmini­ster Magnus Brunner entscheide­n, was ihm der heimische Technologi­estandort wert ist. Grebner fordert im KURIER-Gespräch eine deutliche Aufstockun­g. Angesichts der Milliarden­programme, die sonst in Umlauf sind, hofft Grebner auf einen Erfolg. „Ich verstehe natürlich, dass wir viele Krisen gleichzeit­ig haben. Ich hoffe aber nicht, dass man jetzt jene Branchen und Technologi­en links liegen lässt, die unser Land weiterbrin­gen.“

Grebner verweist zudem darauf, dass das Geld, das in die ESA fließt, in Form von Förderprog­rammen wieder zurückkomm­e. Österreich­s Weltraumbr­anche erzielte laut Eigenangab­en zuletzt einen Umsatz von 140 Millionen Euro, womit mindestens 1.000 Jobs gesichert würden.

Mit Österreich vergleichb­are Länder wie Tschechien, die Schweiz oder sogar das kleine Luxemburg sind laut Grebner in Sachen Weltraumte­chnologie auf der Überholspu­r. Er selbst zählt mit seiner Firma Peak Technology im oberösterr­eichischen Holzhausen mit 140 Mitarbeite­rn zu den größeren Playern in der heimischen Branche. Zuletzt hat er nicht nur den Auftrag gewonnen, die neuen

Galileo-Navigation­ssatellite­n mit Treibstoff­tanks auszurüste­n, sondern seine Firma baut auch für die europäisch­en Trägerrake­ten Vega und Ariane 6 die Heliumtank­s.

Energiekri­se

Neben Peak Technology zählen zum Beispiel noch die Unternehme­n Atos IT Solutions Wien, TTTech Computerte­chnik oder die Division Aerospace von Magna Steyr zu den Mitglieder­n von Austrospac­e. Die Unternehme­n sind so wie die gesamte Wirtschaft voll von der Energiekri­se betroffen. Bei Peak Technology hat sich Strompreis zuletzt vervierfac­ht.

Dazu kommt aus europäisch­er Sicht der Rückschlag durch den Überfall Russlands auf die Ukraine. Die Zusammenar­beit der ESA mit Russland musste aufgrund von Krieg und Sanktionen gestoppt und die geplante gemeinsame Marsmissio­n Exomars abgesagt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria