Schwarzes Loch statt Lichtjahre voraus
Österreich droht bei europäischen Weltraumprojekten den Anschluss zu verlieren
Austrospace. Ohne Weltraumtechnologie geht auf der Erde fast gar nichts. Die Bandbreite reicht von Auto-Navi und Satelliten-TV über die Wetterprognose am Handy bis hin zum Schiffs- und Flugverkehr. „Wir nutzen täglich bis zu hundertmal in irgendeiner Form Weltraum-Infrastruktur“, sagt Dieter Grebner, Präsident von Austrospace. Das ist die Vereinigung von 21 österreichischen Unternehmen und Institutionen, die auf Weltraumforschung und Weltraumtechnik setzen.
Vor allem aber: Ohne Weltraumtechnik kein Klimaschutz. Grebner: „Allein die Daten aus der Atmosphäre sind beim Thema Klimawandel ein zentrales Element.“Umso mehr hofft Grebner, dass Leonore Gewessler als Infrastrukturministerin ein Ohr für ihn hat. Denn die heimische Weltraumindustrie fordert eine Aufstockung der Budgetmittel.
Konkret geht es um den Beitrag Österreichs für die European Space Agency (ESA), deren Chef seit dem Vorjahr übrigens der Österreicher Josef Aschbacher ist. Der Anteil Österreichs für die
Das ausführliche TVInterview mit Austrospace-Chef, über Weltraumforschung in Österreich und Geldnöte.
17. 9. um 16.30 Uhr auf schauTV, KURIER.at
ESA sinkt aber seit Jahren. 2017 betrug er noch 204 Millionen Euro (1,9 Prozent vom ESA-Gesamtbudget), 2020 waren es nur noch 190 Millionen (1,3 Prozent).
Neben Gewessler muss in den nächsten Wochen auch Finanzminister Magnus Brunner entscheiden, was ihm der heimische Technologiestandort wert ist. Grebner fordert im KURIER-Gespräch eine deutliche Aufstockung. Angesichts der Milliardenprogramme, die sonst in Umlauf sind, hofft Grebner auf einen Erfolg. „Ich verstehe natürlich, dass wir viele Krisen gleichzeitig haben. Ich hoffe aber nicht, dass man jetzt jene Branchen und Technologien links liegen lässt, die unser Land weiterbringen.“
Grebner verweist zudem darauf, dass das Geld, das in die ESA fließt, in Form von Förderprogrammen wieder zurückkomme. Österreichs Weltraumbranche erzielte laut Eigenangaben zuletzt einen Umsatz von 140 Millionen Euro, womit mindestens 1.000 Jobs gesichert würden.
Mit Österreich vergleichbare Länder wie Tschechien, die Schweiz oder sogar das kleine Luxemburg sind laut Grebner in Sachen Weltraumtechnologie auf der Überholspur. Er selbst zählt mit seiner Firma Peak Technology im oberösterreichischen Holzhausen mit 140 Mitarbeitern zu den größeren Playern in der heimischen Branche. Zuletzt hat er nicht nur den Auftrag gewonnen, die neuen
Galileo-Navigationssatelliten mit Treibstofftanks auszurüsten, sondern seine Firma baut auch für die europäischen Trägerraketen Vega und Ariane 6 die Heliumtanks.
Energiekrise
Neben Peak Technology zählen zum Beispiel noch die Unternehmen Atos IT Solutions Wien, TTTech Computertechnik oder die Division Aerospace von Magna Steyr zu den Mitgliedern von Austrospace. Die Unternehmen sind so wie die gesamte Wirtschaft voll von der Energiekrise betroffen. Bei Peak Technology hat sich Strompreis zuletzt vervierfacht.
Dazu kommt aus europäischer Sicht der Rückschlag durch den Überfall Russlands auf die Ukraine. Die Zusammenarbeit der ESA mit Russland musste aufgrund von Krieg und Sanktionen gestoppt und die geplante gemeinsame Marsmission Exomars abgesagt werden.