Erzdiözese fehlte beim 100. Geburtstag Das Eis am Glockner schrumpft weiter: Gletscherzunge kurz davor, abzubrechen
JUBILÄUMSFEIER Vermessungen zeigen eine besorgniserregende Entwicklung
Es war der große Abschluss im Palais Niederösterreich in der Wiener Herrengasse. Mit einer riesigen Torte wurde das 100-Jahr-Jubiläum der politischen Trennung von Niederösterreich und der Bundeshauptstadt gefeiert. Den Anschnitt machten Bundespräsident Alexander Van der Bellen,
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Bürgermeister Michael Ludwig
(SPÖ) und Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP).
Unter den Festgästen waren zahlreiche hochrangige Vertreter aus der Politik, der Wirtschaft, der Kultur und der Gesellschaft. Nur eine Institution wurde schmerzlich vermisst: die Erzdiözese Wien. Vom Stephansplatz war niemand gekommen. Weder Kardinal Christoph Schönborn noch in Vertretung einer seiner Weihbischöfe. Auch nicht die Bischofsvikare aus dem Weinviertel und dem südlichen NÖ. Die Diözese St. Pölten hingegen war gewohnt stark vertreten – mit Diözesanbischof Alois Schwarz an der Spitze. Eingeladen waren beide Diözesen.
Das Fehlen der Wiener Erzdiözese wurde noch lange nach der Feier besprochen. Auch, weil das Verhältnis der Landesführung zu den Wiener Kirchenvertretern bei Weitem nicht so friktionsfrei ist wie jenes zur St. Pöltner Diözese. Eskaliert war es vor wenigen Jahren, als die Erzdiözese Wien ihre Kindergärten in Niederösterreich von einem Tag auf den anderen aufgegeben hat. Ohne mit der Landesregierung Rücksprache zu halten.
Das hatte das alte Vorurteil genährt, dass sich die kirchliche Führung der Erzdiözese in erster Linie nur um die Pfarren in der Bundeshauptstadt und weniger um die Vikariate nördlich und südlich von Wien kümmere. Das wurde danach mit einigen langen Telefonaten bereinigt. Nach der 100-JahrFeier gibt es jetzt wieder Gesprächsbedarf.
Kärnten. „Die Gletscherzunge am Großglockner wird in nächster Zeit abbrechen“, lautet die düstere Prognose der Geografen Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer von der Universität Graz. Sie sind im Auftrag des Alpenvereins auf der Pasterze unterwegs. Statt ewigem Eis wächst dort der Gletschersee, der sich vor 15 Jahren erstmals bildete. Wo Schneefelder waren, liegt nun Geröll.
Gletscherbäche müssen bei den Arbeiten gequert werden. Und auch die Gletscherreste sind teils mit Schutt bedeckt, was die Spannungen im Eis erhöht. Mit klassischen Methoden wie Maßbändern, GPSunterstützt und auch mit Assistenz einer Drohne dokumentierten die Wissenschafter die aktuelle Situation.
„Die Pasterze, wie wir sie kennen, wird es nur mehr wenige Jahre geben“, erklärt Kellerer-Pirklbauer. Die Wissenschafter sind mittlerweile überzeugt davon, dass der Gletscherschwund in Österreich zwar noch dauern wird, aber nicht mehr gestoppt werden kann. „Die Gletscherlandschaften, wie wir sie heute finden, gehen verloren“, so Gerhard Lieb.
Zu Beginn der Messungen 1891 betrug die Gesamtfläche aller Gletscher in Österreich noch 941 Quadratkilometer, mittlerweile sind es nur noch rund 300. Noch dramatischer ist der Rückgang an Masse: Sie beträgt heute nur noch rund 15 Prozent des Wertes zu Messbeginn. Die Wissenschafter gehen von einem weiteren Rückgang von bis zu 30 Prozent aus.
Im Frühjahr gibt der Alpenverein den nächsten Gletscherbericht heraus.