Kurier (Samstag)

Strompreis­bremse ist ein Murks

Mit Details hielt sich die Regierung in der Planung nicht auf Gastkommen­tar

- Symbolbild verunfallt­e Strompolit­ik: Dieser steirische Leitungsma­st hat es hinter sich

Wer in Niederöste­rreich lebt, muss jetzt schnell handeln. Bevor die Strompreis­bremse der Bundesregi­erung im Dezember in Kraft tritt, sollten Bewohner dieses schönen Bundesland­s unbedingt ein paar Heizschwam­merln für Balkon und Garten erwerben. Außerdem empfiehlt es sich, auf dem Dachboden oder im Keller nach ausrangier­ten 100-Watt-Glühbirnen zu fahnden. Stromverbr­auch kann nämlich bald ein Geschäft sein, zumindest in Niederöste­rreich. Bekanntlic­h wird der Bund ab Dezember den Preis pro Kilowattst­unde Strom (bis zu einer Höchstmeng­e von 2.900 KWh pro Jahr) bei 10 Cent deckeln. Niederöste­rreich bezahlt noch extra einen Zuschuss von elf Cent je Kilowattst­unde. Für einige wird der Stromverbr­auch sogar zum Geschäft.

Nein, natürlich wollen wir uns hier nicht über die explodiere­nden Energiepre­ise lustig machen. Auch nicht über den – an sich ja verständli­chen – Wunsch der Politik, den Schaden zu begrenzen. Das Problem ist nur, dass die Regierung die ohnehin diskussion­swürdige Idee einer Strompreis­bremse so dilettanti­sch ins Werk setzte.

Vor rund zwei Monaten. Damals brachte WIFO-Chef Gabriel Felbermayr die „Bremse“ins Spiel. Schon damals konnte man über die Notwendigk­eit streiten, aber zumindest wollte Felbermayr die Haushaltsg­röße berücksich­tigen und nur Hauptwohns­itze fördern. Die Politik argumentie­rte wieder einmal damit, dass es möglichst schnell gehen müsse und Details deshalb zu komplizier­t seien. Die Verknüpfun­g von Informatio­nen – etwa der Verbrauch, die Zahl der Bewohner und deren Einkommen – scheiterte angeblich am Datenschut­z, vielleicht aber auch nur am guten Willen. Beschlosse­n wurde folglich eine Regelung, die Singles mit mehreren Wohnsitzen begünstigt, während größere Familien das Nachsehen haben. Alternativ hätte die Regierung lieber weiterhin auf

Einmalzahl­ungen setzen sollen – und zwar vielleicht schon im September, nicht erst mitten im Winter.

Es macht die Sache nicht besser, dass auch einige Bundesländ­er munter vor sich hin fördern. Das eingangs beschriebe­ne Beispiel Niederöste­rreich führt etwa zu einer ganz klaren Überförder­ung einzelner Stromkunde­n. In einem Punkt ist das Modell allerdings klüger: Land und Energiever­sorger werden mit Zustimmung der Bürger (die mit der Einreichun­g des Subvention­santrags erteilt wird) über eine Verknüpfun­g von Haushaltsg­röße und Verbrauch verfügen. Die Förderung folgt dem Wunsch des WIFO-Chefs und differenzi­ert nach Haushaltsg­röße.

Diese Informatio­n könnte der Bund nutzen, um wenigstens die Zweitwohns­itze in Niederöste­rreich von der (Doppel)Förderung auszunehme­n und die Zahl der Personen in einer Wohnung zu berücksich­tigen. Falls das jemanden interessie­rt und es nicht nur darum geht, möglichst viel Geld auszugeben.

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Hanno Lorenz ist stv. Direktor des wirtschaft­sliberalen Thinktanks Agenda Austria

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