Arbeiten bis zum Abschmelzen?
Der Klimawandel verändert die Arbeitswelt in Stadt und Land Gastkommentar
Drei Folgen hat der Klimawandel für die Beschäftigten und die Zukunft der Arbeit: Das Leben und Arbeiten jenseits der großen Städte und Metropolen wird aufgewertet. Die Städte werden grüner und kühler. Flexible Arbeitszeitmodelle werden zum Standard, grüne Jobs immer gefragter.
Eine neue Studie der EUKommission hat ermittelt, dass der Temperaturunterschied zwischen den urbanen Hotspots und dem Umland bis zu 15 Grad ausmachen kann. Co-Working auf dem Land boomt bereits heute und wird immer mehr Städter raus aufs Land ziehen. Schnelles Internet auch auf dem Land macht hybrides Arbeiten und Homeoffice für alle möglich, Videokonferenzen ersetzen einen Großteil von Geschäftsreisen. Weniger Pendeln spart Zeit und ist gut für das Klima.
Für die Jüngeren wird das Dorf beliebter als die Großstadt. Die Unternehmen reagieren und siedeln sich jenseits der großen Städte an. Die Städte reagieren und werden grüner und kühler. Betroffen von der zunehmenden Hitze sind vor allem Ältere und Ärmere, die in ver dichteten Lagen wohnen. Immer mehr Metropolen reagieren mit Frischluftschneisen, Haus- und Dachbegrünung, Grüngürteln und natürlichen Kühlsystemen.
Dennoch wird vor allem in den südlichen Städten Europas das Arbeiten ohne Klimaanlage kaum noch zu ertragen sein. Smart Green Cities setzen daher auf intelligente Technologien, die Arbeit, Leben und Wohnen besser vereinbaren. Urbane Hitzepläne, Frühwarnsysteme und hitzetaugliche Bürogebäude werden zum neuen Normal. Neubauten setzen auf Heizung und Kühlung durch Geothermie, Sonnenschutz an den Fassaden, nachhaltige Regenwasser-Bewirtschaftung und Wasser, das für ein gutes Mikroklima sorgt.
Das 9-to-5-Modell wird dem Klimawandel als Erstes zum Opfer fallen. Wir werden früher anfangen zu arbeiten, längere Mittagspausen machen und abends, wenn es kühler wird, weiterarbeiten. Die wenigen Glücklichen mit Klimaanlage werden auf die Mittagspause verzichten, um abends mehr Zeit zu haben. Modelle wie die 4-Tage-Woche, Jobsharing und kürzere Arbeitszeiten in Stressberufen entlasten Beschäftigte und das Klima. Warum nicht im Sommer weniger, dafür im Winter länger arbeiten? Die „kurze Vollzeit“mit 30 Wochenarbeitsstunden wird zum Mainstream. Der Kampf gegen den Klimawandel wird zum neuen Jobmotor, sagen sogar die Gewerkschaften.
Die Anpassung an den Klimawandel wird die Arbeitswelt radikal verändern. Unternehmen werden ihr Risikomanagement neu ausrichten müssen, Arbeitnehmer:innen werden flexibler und freier arbeiten. Die Veränderungen werden uns einiges abverlangen, das Leben und Arbeiten in Zeiten der Klimakrise wird anstrengender. Wir haben dennoch mehr zu gewinnen als zu verlieren.
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Daniel Dettling leitet das Institut für Zukunftspolitik
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