Kurier (Samstag)

„ALLE HABEN ÜBER MICH GELACHT“

Er ist der Vorturner der Nation: Mit seiner Sportsendu­ng „Fit mit Philipp“ist Philipp Jelinek unerhört erfolgreic­h. Bis dahin war es ein langer Weg. Mit der freizeit spricht er über Schicksals­schl▶ge, den Perfektion­szwang in den sozialen Medien, die Überw

- Von Alexander Kern

Mit seiner täglichen Gymnastiks­endung im ORF erreicht Philipp Jelinek teilweise mehr als 200.000 Zuschauer und Mit-Turner. Und erfreut sich besonders bei älteren Herrschaft­en enormer Beliebthei­t. Jetzt hat der Wiener ein Buch verfasst, das genauso wie seine Sendung heißt: „Fit mit Philipp“, in dem er einfache Übungen präsentier­t, die das Wohlbefind­en verbessern.

freizeit: Philipp, Sie gelten als Vorturner der Nation, wie einst Ilse Buck. Große Fußstapfen. Fühlen Sie sich wohl in der Rolle? Mir geht es super damit, weil ich merke, wie gut es den Menschen tut und welche Freude sie damit haben. Sie erzählen mir ihre Geschichte­n, sind oft zu Tränen gerührt, basteln mir aus Dankbarkei­t Geschenke, malen für mich, schreiben mir. Was da entstanden ist, kannst du nicht planen. Das passiert. Magische Momente, in denen alles ineinander­greift. Dafür bin ich jeden Tag sehr dankbar.

Dabei klingt das Konzept „Turnen im Fernsehen“wie aus der Mottenkist­e.

Es funktionie­rt, weil so viele mitmachen, selbst Leute, die vorher Bewegungsm­uffel waren. Ich gebe ihnen das Gefühl, ich turne bei ihnen zuhause. Und ich baue Elemente von früher ein: Wenn im Winter Skigymnast­ik dran ist, machen wir auch die berühmte Abfahrtsho­cke von Rosi Mittermaie­r. Wie einst jedes Mal am Ende ihrer Sportsendu­ng „Tele-Ski“in den Siebzigerj­ahren.

Sie scheinen stets gute Laune zu haben, haben immer einen Schmäh auf den Lippen. Sind Sie niemals grantig?

Ich war schon so, als ich als Lehrling mit der Schnellbah­n in die Arbeit gefahren bin: immer gut drauf, während alle anderen griesgrämi­g aus der Wäsche schauten. Aber ich kann auch anders. Wenn mir was aufs Popscherl geht, sage ich das. Etwa, wenn jemand nicht zu seinem Wort steht. Da werde ich von Dr. Jekyll zu Mr. Hyde. Ich warne die Leute dann vor: Bitte, tu das nicht. Denn wenn ich explodiere, haut’s mir den Vogel raus.

Bis zu Ihrer eigenen Sendung im Fernsehen war es ein langer Weg.

Ein sehr langer Weg. Da zweifelt man natürlich an sich selbst. Ich habe mich gefragt: Liegt’s an mir? Warum erkennen die anderen mein Talent nicht? Als ich gesagt habe, es kommt der Tag, an dem ich eine KURIER Romy gewinne, haben alle über mich gelacht. Zuvor meinten manche schon zu mir: Jetzt bist du 50, such dir was anderes, das wird nix mehr. Ich musste viele Umwege gehen, schlussend­lich gibt der Erfolg mir Recht. Deshalb rate ich jedem: bleib dran.

Die Energie, die Sie ausstrahle­n, ist manchen auch zu viel. Woher kommt das?

Schüchtern war ich nie. Alles begann damit, als ich eines Tages die ganze Kirche unterhalte­n habe. Später stand ich in der Diskothek „Miami“am Rande Wiens hinter der Bar und unterhielt die Gäste, Mikro inklusive. Ich habe die Peter-Rapp-Schule absolviert, von der Disco bis zum Bierzelt. Mein Traum ist eine große Samstagabe­nd-Show.

Auf Ihrem Weg wurden Sie seelisch öfter aus der Bahn geworfen. Wie kam das?

Alles begann mit Panikattac­ken. Dann hatte ich noch einen schweren Radunfall auf Lan

„Der Unfall gab mir die Chance auf Therapie und mich mit meinem Leben auseinande­rzusetzen.“

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