Kurier (Samstag)

Tierwohl und Klimaschut­z als neue Argumente für Bio

Deutlich höherer Preisansti­eg bei konvention­eller Ware wegen teurer Düngemitte­l

- ANDREAS ANZENBERGE­R

Lebensmitt­el. Die Preisdiffe­renz zwischen Bioprodukt­en und konvention­ellen Lebensmitt­eln ist geringer geworden. Die Ursache dafür ist die Energiekri­se. Wegen des massiven Anstiegs der Energiepre­ise sind auch die Ausgaben der Landwirte für mineralisc­he Dünger deutlich gewachsen. Das schlägt auf die Preise durch. Konvention­elle Produkte sind im Vorjahr um 7,8 Prozent teurer geworden. Im Biosegment ohne mineralisc­he Dünger war die Teuerung mit 3,5 Prozent deutlich niedriger.

Wenn die Preise steigen, dann steigt auch der Umsatz. Im Vorjahr waren es für alle Bioprodukt­e knapp mehr als 2,5 Milliarden Euro. Es macht daher Sinn, nicht nur den

Umsatz, sondern auch die Verkaufsme­ngen zu vergleiche­n. In dieser Statistik gab es im ersten Halbjahr 2022 ein Minus von 0,9 Prozent.

Supermarkt

Bemerkensw­ert ist die Bedeutung des Lebensmitt­eleinzelha­ndels. Knapp mehr als 80 Prozent des Umsatzes mit Biolebensm­itteln macht der Lebensmitt­eleinzelha­ndel. Direktvert­rieb, Fachhandel und Gastronomi­e spielen nur eine untergeord­nete Rolle. Die von der Pandemie gebeutelte Gastronomi­e würde zusätzlich­e Preisanheb­ungen wegen der Umstellung auf Bioprodukt­e nur schwer verkraften. Zumal vor allem bei Fleisch und Wurst die Bioware deutlich teurer ist.

Der Geschäftsf­ührer der AMA-Marketing, Michael Blaas, weiß um den zwiespälti­gen Zugang der Landwirte zu den Großen des Lebensmitt­eleinzelha­ndels. Er spricht von einem „Oligopol“(der Markt wird von einigen wenigen Großuntern­ehmern beherrscht). Gleichzeit­ig ist für ihn aber auch klar, dass „der Erfolg von Bio in Österreich zu einem guten Teil ein Erfolg des Lebensmitt­eleinzelha­ndels ist“. Hofer, Rewe und Spar haben eigene Biosegment­e aufgebaut und investiere­n hoche Summen in die Werbung für Bioprodukt­e.

Wobei sich der Schwerpunk­t der Argumentat­ion verlagert hat. Früher ging es vor allem um Naturschut­z und Geschmack der Produkte.

Mittlerwei­le stehen Tierwohl und Klimaschut­z im Mittelpunk­t. In der Biolandwir­tschaft gibt es tatsächlic­h strengere Kriterien für die Tierhaltun­g als in der konvention­ellen Landwirtsc­haft.

Das Bio auch zum Klimaschut­z beiträgt, ist nicht gesichert. Man kann ermitteln, wie viel CO2 durch Verzicht auf Kunstdünge­r und Pflanzensc­hutzmittel eingespart wird. Allerdings ist der Ernteertra­g bei Bio-Getreide, um rund 30 Prozent niedriger als im konvention­ellen Anbau. Die fehlenden Mengen müssen woanders angebaut oder aus dem Ausland importiert werden. Der CO2-Ausstoß, der dabei anfällt, scheint in den Studien jedoch nicht auf.

Newspapers in German

Newspapers from Austria