Tierwohl und Klimaschutz als neue Argumente für Bio
Deutlich höherer Preisanstieg bei konventioneller Ware wegen teurer Düngemittel
Lebensmittel. Die Preisdifferenz zwischen Bioprodukten und konventionellen Lebensmitteln ist geringer geworden. Die Ursache dafür ist die Energiekrise. Wegen des massiven Anstiegs der Energiepreise sind auch die Ausgaben der Landwirte für mineralische Dünger deutlich gewachsen. Das schlägt auf die Preise durch. Konventionelle Produkte sind im Vorjahr um 7,8 Prozent teurer geworden. Im Biosegment ohne mineralische Dünger war die Teuerung mit 3,5 Prozent deutlich niedriger.
Wenn die Preise steigen, dann steigt auch der Umsatz. Im Vorjahr waren es für alle Bioprodukte knapp mehr als 2,5 Milliarden Euro. Es macht daher Sinn, nicht nur den
Umsatz, sondern auch die Verkaufsmengen zu vergleichen. In dieser Statistik gab es im ersten Halbjahr 2022 ein Minus von 0,9 Prozent.
Supermarkt
Bemerkenswert ist die Bedeutung des Lebensmitteleinzelhandels. Knapp mehr als 80 Prozent des Umsatzes mit Biolebensmitteln macht der Lebensmitteleinzelhandel. Direktvertrieb, Fachhandel und Gastronomie spielen nur eine untergeordnete Rolle. Die von der Pandemie gebeutelte Gastronomie würde zusätzliche Preisanhebungen wegen der Umstellung auf Bioprodukte nur schwer verkraften. Zumal vor allem bei Fleisch und Wurst die Bioware deutlich teurer ist.
Der Geschäftsführer der AMA-Marketing, Michael Blaas, weiß um den zwiespältigen Zugang der Landwirte zu den Großen des Lebensmitteleinzelhandels. Er spricht von einem „Oligopol“(der Markt wird von einigen wenigen Großunternehmern beherrscht). Gleichzeitig ist für ihn aber auch klar, dass „der Erfolg von Bio in Österreich zu einem guten Teil ein Erfolg des Lebensmitteleinzelhandels ist“. Hofer, Rewe und Spar haben eigene Biosegmente aufgebaut und investieren hoche Summen in die Werbung für Bioprodukte.
Wobei sich der Schwerpunkt der Argumentation verlagert hat. Früher ging es vor allem um Naturschutz und Geschmack der Produkte.
Mittlerweile stehen Tierwohl und Klimaschutz im Mittelpunkt. In der Biolandwirtschaft gibt es tatsächlich strengere Kriterien für die Tierhaltung als in der konventionellen Landwirtschaft.
Das Bio auch zum Klimaschutz beiträgt, ist nicht gesichert. Man kann ermitteln, wie viel CO2 durch Verzicht auf Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel eingespart wird. Allerdings ist der Ernteertrag bei Bio-Getreide, um rund 30 Prozent niedriger als im konventionellen Anbau. Die fehlenden Mengen müssen woanders angebaut oder aus dem Ausland importiert werden. Der CO2-Ausstoß, der dabei anfällt, scheint in den Studien jedoch nicht auf.