Zwischen Kooperation und Konfrontation
Stadtpolitik. Ein Rücktritt im 5. Bezirk, einer im 9. Bezirk – und zwei Parteiausschlüsse. Es ruckelt bei den Grünen dieser Tage in so manchem Bezirk. Was das mit dem unsicheren Kurs der Landespartei zu tun hat
Bis jetzt war der Parteiaustritt des stellvertretenden Bezirksvorstehers von Margareten, Thomas Kerekes, eine zwar durchaus spannende, wenngleich nicht die Landespolitik erschütternde Angelegenheit.
Doch mit dem Rücktritt der langjährigen Bezirksvorsteherin-Stellvertreterin Momo Kreutz am Alsergrund bekommt auch der von Kerekes eine neue Dimension.
Kurz vor der Wien-Wahl 2020 wurde Kerekes spontan Spitzenkandidat für die Grünen in Margareten: die geplante Spitzenkandidatin Nikola Furtenbach hatte sich ge Grund für ihren Rücktritt, wie sie erzählt. Kreutz konnte sich auch nicht mit der neuen Strategie der Grünen im Bezirk – „nur noch Fundamental-Opposition“, wie sie sagt – anfreunden.
Bisher gaben sich Rot und Grün am Alsergrund betont kooperativ. So kooperativ, dass Kreutz einst für die damalige Bezirksvorsteher Martina Malyar den Bezirk führte – und nicht deren roter Stellvertreter. Ein Kuschelkurs, der den Grünen am Alsergrund seit der Wahl 2020 wohl nicht mehr gern gesehen ist: Der Bezirk blieb damals wegen zwei Prozentpunkten Unterschied in der Hand der SPÖ. „Seit der Wahl gibt es nur noch Hickhack, weil sich die Grünen noch nicht gefunden haben“, sagt ein Insider zum KURIER.
Bizarrer Baum-Streit
den Grünen via KURIER daraufhin „Irreführung“vor. „Wir hätten auch sagen können: Schauen wir uns die Pläne einmal an“, meint auch die Ex-Grüne Kreutz.
„Keine klare Linie“
Dass sich die Grünen auf Landesebene seit der WienWahl vor zwei Jahren mit der Oppositionsrolle begnügen müssen, wirkt sich auf die Bezirke aus.
Derzeit, sagt ein Grüner, befänden sich die Wiener Grünen zwischen den Polen: „Draufhauen wie beim Lobau-Tunnel – oder eher sachlich zurückhaltend wie bei der Wien-Energie“. Man will sich kantig zeigen, aber auch die Chancen auf eine mögliche Rückkehr in eine Koalition mit der SPÖ nicht zerstören. „Ich erkenne derzeit keine klare Linie auf Landespartei-Ebene.“
Auch dass seit geraumer Zeit eine Umfrage herumschwirrt, in der die Bier-Partei von Marco Pogo auf überraschende 8 Prozent kommt und die Grünen nur noch 10 Prozent erreichen (bei der Wahl waren es 14,8 Prozent), sorgt für Verunsicherung.
Dass es am Alsergrund zu Parteiausschlüssen und Rücktritten gekommen ist, verärgert jedenfalls so manchen. Ein respektvoller Umgang tue den Grünen gut – „innerhalb und außerhalb der Partei“, ist zu hören. „Es ist nicht alles eine Frage der Moderation. Es geht auch um Führung.“Ein Seitenhieb auf das neue Führungsduo.
Offiziell will man die Austritte bei den Grünen übrigens nur sehr spärlich kommentieren. Der Austritt von Kerekes sei „unerwartet“gewesen, hieß es auf Anfrage. Bei Kreutz wählte man ein fast identes Wording.
Weitere Überraschungen nicht ausgeschlossen.
„Draufhauen wie beim Lobau-Tunnel – oder sachlich-zurückhaltend wie bei der Wien Energie. Ich erkenne keine Linie“Ein Grüner über die grüne Oppositionsrolle
Josefa Molitor-Ruckenbauer ist stv. Bezirksvorsteherin