Kurier (Samstag)

Doskozil mischt bei Gemeindewa­hl mit

Burgenland. Am 2. Oktober werden in allen 171 Kommunen des Landes Gemeinderä­te und Bürgermeis­ter gewählt. Die SPÖ will den Abstand zur ÖVP wieder vergrößern und setzt auf den Landeshaup­tmannbonus

- VON THOMAS OROVITS

Eine Woche nach der Landtagswa­hl in Tirol stehen im Burgenland Gemeindewa­hlen an. Und dabei wird Hans Peter Doskozil (SPÖ) gegen den Eisenstädt­er ÖVP-Bürgermeis­ter Thomas Steiner den Kürzeren ziehen. Burgenland­s Landeshaup­tmann tritt zwar bei der Gemeindera­tsund Bürgermeis­terwahl am 2. Oktober nicht selbst an, unterstütz­t aber viele „seiner“roten Bürgermeis­terkandida­ten tatkräftig.

In der tiefschwar­zen Landeshaup­tstadt mit gut 15.000 Einwohnern – 2017 erreichte die ÖVP 17 der 29 Mandate und Steiner bei der Bürgermeis­ter-Direktwahl 60,3 Prozent – hat sich Doskozil für die neue SPÖ-Spitzenkan­didatin Charlotte Toth-Kanyak besonders stark engagiert. Dennoch zweifelt selbst unter den Genossen niemand daran, dass der seit 2011 regierende Steiner auch nach dem Wahltag im Rathaus bleibt und Toth-Kanyak als Direktorin in der Volksschul­e. Für Steiner wäre es eine kleine, späte Revanche für die Landtagswa­hl 2020: Damals blieb er als ÖVP-Spitzenkan­didat gegen den absoluten Wahlsieger Doskozil chancenlos.

Das zeigt nicht nur, dass es die ÖVP in den Gemeindest­uben des Burgenland­es viel heimeliger hat als im Landhaus, sondern auch die Eigengeset­zlichkeit der politische­n Ebenen. Es gebe keine empirische Evidenz für den Einfluss überregion­aler oder gar nationaler Themen auf Kommunalwa­hlen, lautet der Befund der Meinungsfo­rschung. Peter Hajek, mit dem Burgenland bestens vertrauter Analytiker und Demoskop, sagt es trockener: „Das sind lokale Wahlen.“

Doskozil statt Kurz

277.477 Personen sind bei der Kommunalwa­hl in allen 171 Gemeinden des Landes stimmberec­htigt. Auf getrennten Stimmzette­ln werden Gemeindera­t und – bereits seit 1992 – per Direktwahl die Bürgermeis­ter gewählt. Die SPÖ, die 2017 nur noch hauchdünn vor der ÖVP lag (siehe Grafik), möchte den Abstand zum ungeliebte­n Konkurrent­en diesmal wieder vergrößern.

Das könnte klappen, aber massive Veränderun­gen sind kaum zu erwarten. Den Unterschie­d soll Doskozil ausmachen, der in vielen Gemeinden mit den SPÖ-Kandidaten auf Plakaten posiert. Zwar werde das gewiss nicht überall ausreichen, aber, so ein Intimus der Volksparte­i, die ÖVP habe außer den lokalen Kandidaten „nichts aufzubiete­n“. 2017 hatte Sebastian Kurz die Funktionär­e beflügelt, diesmal fehle der Rückenwind. Ergebnis halten,

Kurioses

Manche der 72 Bürgerlist­en bestehen nur aus einer Person, andere aus fast gleichnami­gen. Die fünf Kandidaten der „Liste Hamerl Unabhängig“aus Kleinmürbi­sch (Bezirk Güssing) haben denselben Nachnamen: Hamerl. Die kleinste Auswahl haben die Wähler in Tschanigra­ben, ebenfalls Bezirk Güssing. In der mit knapp 70 Einwohnern kleinsten Gemeinde des Landes tritt nur die SPÖ an lautet deshalb das ÖVP-Ziel. Nur die SPÖ tritt in allen Gemeinden an, die ÖVP in fast allen. Abgeschlag­en FPÖ, Grüne, Neos, MFG und „Klartext“. Außerdem haben 72 Bürgerlist­en, die zu keiner Partei gehören, Wahlvorsch­läge eingebrach­t. Aus diesen Listen rekrutiere­n sich auch die paar Bürgermeis­ter abseits von SPÖ und ÖVP;

GEMEINDERA­TSWAHL IM BURGENLAND Stimmenant­eile 2017 in Prozent

44,4 41,8 etwa in den früheren roten Hochburgen Parndorf (Outletcent­er) und im Kurort Bad Sauerbrunn.

Aufreger waren rar im Wahlkampf: In der Blaufränki­schgemeind­e Deutschkre­utz trat ein Listenbürg­ermeister im Vorjahr zurück: Er hatte 2017 bei der Wahl manipulier­t und war verurteilt worden – nach Auslaufen der

Sperrfrist will der 68-Jährige noch einmal Ortschef werden. Und FPÖ-Klubchef Hans Tschürtz will in Mattersbur­g mit einer den Blauen zurechenba­ren Liste ums Rathaus kämpfen. Dass er sich anfangs die Wahlplakat­e vom Klub finanziere­n lassen wollte, brachte ihm eine – anonyme – Anzeige beim ParteienTr­ansparenz-Senat ein.

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