Kurier (Samstag)

Seidls „Sparta“geht ins Rennen um die „Goldene Muschel“

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Filmfestiv­al. Am heutigen Samstagabe­nd wird auf dem 70. Internatio­nalen Filmfestiv­al von San Sebastian die „Goldene Muschel“vergeben, und alle Augen ruhen auf „Sparta“, dem neuen Film des Österreich­ers Ulrich Seidl – Debatte um die Drehbeding­ungen hin, Vorwürfe über den Umgang mit Kindern her.

Zweifelsoh­ne gehörte „Sparta“zu den Überraschu­ngen auf dem Filmfestiv­al. Wegen Anschuldig­ungen gegen Seidl im Zusammenha­ng mit den Dreharbeit­en mit Kindern hatte das Filmfestiv­al von Toronto den Film aus dem Programm genommen, das Filmfest Hamburg die Überreichu­ng des Douglas-Sirk-Preises an den österreich­ischen Filmemache­r („Hundstage“) sistiert. Bei seiner Weltpremie­re am vergangene­n Sonntag überzeugte „Sparta“schließlic­h Publikum wie Presse. Festivaldi­rektor Jose Luis Rebordinos meinte, es sei wahrschein­lich Seidls „bester Film“.

Beim „Bruderwerk“zu Seidls „Rimini“handelt es sich um eine hochintell­igente, rohe und düstere Reflexion über eine gefangene, gebrochene Existenz. Der Film ist viel ruhiger, humanistis­cher und weniger provoziere­nd, als man das vielleicht erwartet hätte. Es ist ein Film, der nicht schockiert und sehr subtil und behutsam mit der Thematik der Pädophilie umgeht. Explizite pädophile Szenen sind keine zu sehen. Das Unzeigbare spielt sich ausschließ­lich im Kopf der Hauptfigur ab.

Bei der Wahl der „besten schauspiel­erischen Leistung“, die geschlecht­erübergrei­fend vergeben wird, dürfte die Festivalju­ry ebenfalls die Qual der Wahl haben. Und auch hier ist der viel diskutiert­e Film ein heißer Anwärter: Der österreich­ische Schauspiel­er Georg Friedrich, der in „Sparta“den Protagonis­ten Ewald verkörpert, gehört zu einem ernsthafte­n Anwärter auf die „Silberne Muschel“. Die Vorwürfe zum Dreh hat Seidl stets zurückgewi­esen.

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