Kurier (Samstag)

Wohnung einer Pionierin

Rund ein Jahr lang wurde intensiv saniert und rekonstrui­ert: Jetzt ist die Wohnung der bedeutende­n österreich­ischen Architekti­n Margarete Schütte-Lihotzky in Wien-Margareten erstmals öffentlich zug▶nglich.

- VON VANESSA HAIDVOGL

» Margarete Schütte-Lihotzky (1897–2000) war eine Pionierin: Sie übte als eine der ersten Frauen in Österreich den Beruf der Architekti­n aus. Ihr großes soziales und gesellscha­ftspolitis­ches Engagement spiegelte sich in ihren Bauaufgabe­n wider: Sie machte sich für die aus der Wohnungsno­t entstanden­e Siedlerbew­egung stark, arbeitete an Gemeindeba­uten, entwarf Möbel, später auch Schulen und Kindergärt­en.

Bereits 1927 konzipiert­e die gebürtige Wienerin Wohnungen für alleinsteh­ende, berufstäti­ge Frauen. Besonders bekannt wurde sie in diesem Zusammenha­ng mit der funktional­en „Frankfurte­r Küche“, der Vorform der Einbauküch­e. Ihre fortschrit­tlichen Wohnkonzep­te entwickelt­e Schütte-Lihotzky in den 1950er- und 1960er-Jahren weiter und ließ sie auch in ihre eigene Wohnung einfließen.

Ihre rund 55 Quadratmet­er große Wohnung mit Dachgarten in der

Franzensga­sse16inWie­n-Margareten, in der die Architekti­n ihre letzten 30 Lebensjahr­e verbrachte, wurde nun weitgehend in ihren Original-Zustand versetzt und für Interessie­rte geöffnet (ab Oktober: Dienstag 10 -14 Uhr, Freitag 14 - 18 Uhr). Maßgeblich­en Anteil an der Umsetzung haben die Architekti­nnen Christine Zwingl und Renate Allmayer-Beck. Mit der Renovierun­g und Rekonstruk­tion der Ausstattun­g, bei der das Bundesdenk­malamt und die Stadt Wien unterstütz­ten, wurde versucht, die Atmosphäre von damals einzufange­n.

Allmayer-Beck beschreibt die Stimmung: „Gleich beim Betreten der Wohnung taucht für uns das Gefühl auf, in die 1980er-Jahre zurückvers­etzt zu werden, als Margarete Schütte-Lihotzky hier noch lebte.“

Die Schräge in der Schlafkoje mit dem kirgisisch­en Wandbehang, restaurier­t von Kunstsamml­ung und Archiv der Universitä­t für angewandte Kunst, die originalge­treuen Leuchten und die Möbelnachb­auten und Einzelstüc­ke aus ihrem Nachlass verleihen den Räumen Authentizi­tät. Der 30 m2 große Dachgarten war für Schütte-Lihotzky ein wichtiger Ort, wo sie ihre Naturverbu­ndenheit mit ihrem urbanen Lebensstil in Einklang brachte. Dieser Außenraum ist mit originalge­treuen, neu gefertigte­n Markisen sowie Sträuchern und Blumen bepflanzt. «

Newspapers in German

Newspapers from Austria