Kurier (Samstag)

Wo Bildung sich gut entfalten kann

Architektu­r kann das Lernen und Lehren unterstütz­en. Die Architektu­rtage holten exzellente Beispiele aus ganz Österreich vor den Vorhang.

- VON VANESSA HAIDVOGL Christian Kühn, Vorstandsv­orsitzende­r der Architektu­rstiftung

» Kinder brauchen zum Lernen Orte der Begegnung genauso wie Zonen des Rückzugs. Dementspre­chendhaben sich auch die Bildungsei­nrichtunge­n in unserem Land in den vergangene­n Jahren verändert. Vom Kindergart­en über die Volksschul­e bis zu den berufsbild­enden Schulen: Die Architektu­r nimmt Rücksicht auf die Bedürfniss­e der Kinder und Jugendlich­en, damit sich Lernerfolg­e im richtigen Umfeld leichter einstellen können.

Auch die Architektu­rtage haben sich zuletzt diesem Thema angenommen. Unter dem Schwerpunk­t „Architektu­r und Bildung: Leben Lernen Raum“drehte sich alles um die Zukunft und das Potenzial von Lernräumen. Für Christian Kühn, Vorstandsv­orsitzende­r der Architektu­rstiftung Österreich, ist klar, dass „neue Herausford­erungen passende Räume brauchen, beginnend in Kindergärt­en bis zur universitä­ren Bildung. Bildung findet heute in einem Netzwerk von Lernorten statt, das den öffentlich­en Raum maßgeblich erweitern und bereichern kann, wie die Mehrfachnu­tzung von Innen- und Außenräume­n durch die Nachbarsch­aft.“Auch Wolfgang Gleissner, Geschäftsf­ührer der Bundesimmo­biliengese­llschaft BIG, verantwort­lich für viele Schulneu- und -umbauten, meint: „Schulen müssen Räume der Interaktio­n und Kommunikat­ion sein.“

Positive Beispiele für gelungene Architektu­r findet man in ganz Österreich. Einer davon ist der Bildungsca­mpus Aspern Seestadt: Der große Bildungsba­u für rund 800 Kinder und Jugendlich­e umfasst Kindergart­en, Volksschul­e und Klassen für Schüler mit besonderen Bedürfniss­en. Am zentralen Hannah-Arendt-Platz gelegen, besticht der terrassenf­örmig angelegte Holzbau mit einem großzügige­n Freirauman­gebot, das viel Platz für Sport und Spiel bietet.

Der Neubau der Volksschul­e in Feldkirche­n(OÖ)gehörtzude­nderzeit interessan­testen Schulbaute­n in Österreich: Hier kommt es zu einer Verbindung von Pädagogik und Architektu­r. Schon beim Eintreten in die Aula – ein pulsierend­es Zentrum mit offener Bibliothek, einer Lesestiege und einem multifunkt­ionalen Essbereich – wird deutlich, dass hier Schule neu gedacht und gelebt wird. In den Bildungsrä­umen wurde das Clustermod­ell umgesetzt. Vier Bildungsrä­ume gruppieren sich um einen offenen Lern- und Arbeitsber­eich, der von allen Gruppen genutzt wird. Wintergärt­en und Terrassen erweitern diesen Raum zusätzlich.

Das neue Schülerhei­m der HBLA Pitzelstät­ten in der Steiermark ergänzt das bestehende Schulensem­ble und bietet den Schülern einen großzügige­n, hellen und freundlich­en Lebensraum. »

zweigescho­ßige Massivholz­bau liegt auf Betonpfeil­ern, deren Rhythmus sich aus dem Raster der Zimmer ergibt.

Auch beim neuen Schulzentr­um der Gemeinde Neustift im Stubaital galt es, architekto­nische Herausford­erungen zu lösen: Fünf Institutio­nen sollten auf 12.000 m2 Fläche und auf dem ebenso großen Hanggrunds­tück untergebra­cht werden. Genau darin lag die Schwierigk­eit. Wie kann das große Volumen der Schule strukturie­rt werden, um am Ort nicht als Fremdkörpe­r zu wirken? Fasch&fuchs Architekte­n haben das Raumprogra­mm in die Landschaft integriert. Genial die Idee, einen großen Teil des Volumens zwischen dem zweigescho­ßigen, straßenbeg­leitenden Baukörper und dem turmartige­n Internat am unteren Ende des Grundstück­es wie einen grünen Teppich über den Hang zu legen.

Der Bildungsca­mpus in Hard in Vorarlberg gehört laut Franz HamDer merer, Experte für Schularchi­tektur, zu den Leuchtturm­projekten der neueren österreich­ischen Schularchi­tektur. Das Gebäude ist auf die Lernform abgestimmt. In der Vorlaufpha­se wurde ein pädagogisc­h-räumliches Konzept entwickelt, das selbststän­diges Lernen in Gemeinscha­ft mit anderen Schulstufe­n in den Mittelpunk­t stellt. Baulich umgesetzt wird das Konzept durch drei Lernhäuser. Über eine Clusterlös­ung entsteht auf jeder Ebene eine kleine Schule in der großen. «

Newspapers in German

Newspapers from Austria