Kurier (Samstag)

„ZU JAMMERN HAT KEINEN SINN“

Dem Leben bejahend begegnen: Danielle Spera hat gelernt, sich bei allem stets auf die positiven Aspekte zu konzentrie­ren. |n der freizeit spricht die ehemalige Direktorin des Jüdischen Museums über ihr neues Leben und was Hedy Lamarr damit zu tun hat, ihr

- Von Alexander Kern

ie trägt ein fröhlich-rosa Kostüm, wechselt noch schnell die Ohrringe, dann serviert sie uns in ihrem neuen Büro Kaffee und Süßigkeite­n von der italienisc­hen Konditorei nebenan: 12 Jahre lang war Danielle Spera Direktorin des Jüdischen Museums Wien, als Journalist­in und Anchorwoma­n der „Zeit im Bild“kannte man sie zuvor ohnehin in jedem Wohnzimmer. Dieses Jahr 65 geworden und als neues Vorstandsm­itglied der Leopold-Museum-Privatstif­tung beginnt für Spera jetzt ein neuer Lebensabsc­hnitt. Wie immer begegnet sie ihm mit Lebenslust und Optimismus.

Sfreizeit: Frau Spera, Sie strahlen stets Zuversicht aus. Ist das angeboren oder antrainier­t? Das Leben gelingt besser, wenn man es positiv sieht. Zu jammern hat ohnehin keinen Sinn. Wir können demütig und dankbar sein, dass wir in diesem Land in Frieden und Sicherheit leben. Und alles funktionie­rt, von der Müllabfuhr bis zu den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln. Wir leben in einem Paradies. Die Leute jammern trotzdem. Das ist das Einzige, das mich wirklich grantig macht.

Wir sollen also positiv gestimmt bleiben, koste es, was es wolle?

Wer sich bloß darauf konzentrie­rt, was schiefläuf­t, verliert den Blick fürs Wesentlich­e und macht sich unnötig das Leben schwer. Das ist schade. Das Leben ist kurz. Es ist uns geschenkt worden, man sollte das Beste daraus machen.

Wie feiern Sie das Leben denn am liebsten?

Ganz klar mit meiner Familie, etwa beim gemeinsame­n Kochen oder Backen. Für meine Kinder darf es Fleisch sein, ich aber bin seit 20 Jahren Vegetarier­in. Hermann Nitsch hat mich dazu gemacht: Bei einer seiner Aktionen habe ich den Geruch des Tierbluts als dermaßen bedrückend wahrgenomm­en, dass ich ihn lange nicht loswurde. Fleischgen­uss ist heute abstrakt geworden, man denkt überhaupt nicht darüber nach, dass dafür ein Lebewesen getötet werden musste.

Allerdings sehen Sie Ihre Kinder eher selten, sie leben in den USA.

Deswegen genießen wir jeden Moment, den wir zusammen verbringen können. Alle drei gingen nach der Matura ein Jahr nach Israel und später in die USA. Mein Sohn hat heuer im Sommer in Israel geheiratet, seine Frau ist Amerikaner­in,

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