Eine Senkung der Energiepreise ist entscheidend für den Industriestandort
Kostenfaktor. Aktuell steht die OÖ. Industrie vor extremen Herausforderungen. Vor allem die enorm gestiegenen Energiepreise stellen ein massives Problem für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts und der Betriebe dar.
Bei den Unternehmen herrscht große Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Energiepreise in den nächsten Monaten, die eine Planung unmöglich macht. Denn neben den energieintensiven Branchen wie die Metall-, Papier-, Kunststoff-, Nahrungsmittel-, Baustoff- oder Chemieindustrie sind indirekt auch nicht energieintensive Betriebe, beispielsweise aus dem Maschinen- und Anlagenbau, über die enorm gestiegenen Vormaterialkosten ihrer Lieferanten betroffen.
„Für die Unternehmen ist die aktuelle Situation auf den Gas- und Strommärkten dramatisch. Die Lage bedroht mittlerweile die Substanz des Wirtschaftsstandortes Österreich. Die Unternehmen können in Österreich kaum mehr wirtschaftlich produzieren – Abwanderungen stehen durchaus im Raum. Wenn das passiert, droht uns ein signifikanter Verlust an Wohlstand“, erklärt Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, die Situation.
Wettbewerbsfähigkeit ist in Gefahr
Schon jetzt gehen Aufträge aufgrund fehlender Wettbewerbsfähigkeit verloren, Umsätze brechen ein. „Wegen der überdurchschnittlich hohen Energiepreise in Österreich im weltweiten und sogar im europäischen Vergleich kommt die Wettbewerbsfähigkeit der auf globalen Märkten tätigen Industrie Oberösterreichs gravierend unter die Räder“, bekräftigt Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der IV OÖ.
„Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf, um die Kostensituation für die österreichische produzierende Industrie einzudämmen, denn 61,5 Prozent unserer Waren müssen auf internationalen Märkten bestehen”, so Knill.
Bereits deutlich zu spüren ist die schlechter werdende wirtschaftliche Stimmungslage, es kommt zu Verschiebungen und Stornierungen von Investitionsprojekten auf Firmen- wie auch auf Konsumentenebene.
Das ist das aktuelle Bild, das eine Blitzumfrage ergibt, die von der Industriellenvereinigung Oberösterreich zwischen 12. und 16. September durchgeführt wurde, und an der 80 Betriebe – Großunternehmen wie auch Klein- und Mittelbetriebe – aus Oberösterreich teilgenommen haben.
Energiekosten steigen weiter
Der Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten von
Unternehmen ist je nach Branche sehr unterschiedlich – die Bandbreite in der Blitzumfrage reicht von weniger als einem Prozent bis zu 25 Prozent. Allen gemeinsam ist aber der Kampf mit dem rasanten Anstieg der Energiekosten, der sich auch noch verstärken wird. Aktuell profitieren noch etwa die Hälfte der an der Umfrage beteiligten Betriebe von abgesicherten Preisen bzw. laufenden Verträgen. Bei der Mehrheit dieser Unternehmen laufen jedoch die Fixpreise mit Jahresende aus, was die massiven wirtschaftlichen Auswirkungen mit Jahresbeginn 2023 nochmals deutlich verschärfen wird. Einige, vor allem energieintensive Betriebe, haben noch für die nächsten zwei bis drei Jahre gesicherte Energiepreise – unterschiedlich für Gas und Strom. Die andere Hälfte der Unternehmen ist bereits jetzt voll von den explodierten Energiepreisen betroffen. Der Energiekostenanteil an den Gesamtkosten des Unternehmens hat sich dadurch bereits verdoppelt bis versiebenfacht. Nur für eine kleine Minderheit der oberösterreichischen Industriebetriebe sind die Energiekosten vernachlässigbar.
„Auch kann nur etwa ein Viertel der teilnehmenden Betriebe die Kosten an die Kunden vollständig weitergeben, 60 Prozent teilweise und 15 Prozent gar nicht. Bereits jetzt ist bei rund einem Viertel der Unternehmen ein kostendeckender Betrieb nicht mehr möglich, bei den meisten gehen die Gewinnmargen rasant zurück”, erklärt Haindl-Grutsch ein weiteres Ergebnis der Blitzumfrage.
Produktionsstopps drohen
Etwa die Hälfte der befragten Betriebe musste bereits jetzt die Produktion teilweise einschränken, oder plant dies bei Fortsetzung des aktuellen Kostenniveaus der Energiepreise in den nächsten Monaten, auch weil eine deutlich zurückgehende Nachfrage erwartet wird. Auch eine verlängerte Weihnachtspause wird schon jetzt in Erwägung gezogen. Ein Viertel der an der Blitzumfrage teilnehmenden Betriebe kann sogar einen Komplettstopp der Produktion in den kommenden Monaten nicht ausschließen. „Man kann davon ausgehen, dass ohne rasche Hilfe Lieferketten wieder reißen werden“, betont HaindlGrutsch. Dies ist ein weiterer Wettbewerbsnachteil für den Industriestandort Österreich.
Politik muss handeln
Um die Nachteile für die Betriebe und den Industrie
„Die Unternehmen können in Österreich kaum mehr wirtschaftlich produzieren“Georg Knill Präsident IV
„Die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie kommt gravierend unter die Räder“Joachim Haindl-Grutsch Geschäftsführer IV OÖ
standort abzufedern, muss die Politik auf europäischer und nationaler Ebene dringend handeln. „Europäische Herausforderungen, brauchen europäische Antworten“, so Knill, und weiter: „Wir fordern einerseits eine Entkoppelung des Gaspreises vom Strompreis durch einen temporären Ausgleich beim Gaspreis. Sowie ein Abschneiden von Extremspitzen beim Gaspreis. Das ExtremePeak-Modell brächte eine rasche Entlastung, denn ab einer gewissen Grenze sollen die Kosten staatlich subventioniert werden. Andererseits braucht es eine temporäre Begrenzung des Strompreises auf EU-Ebene.“
Auf nationaler Ebene hat die Bundesregierung als ersten Schritt Energiekostenzuschüsse für Betriebe beschlossen. Knill betont: „Die Aufstockung des Energiekostenzuschusses von 450 Millionen Euro auf 1,3 Milliarden Euro ist eine erste Linderung für betroffene Betriebe, aber bei weitem noch nicht ausreichend, um den enormen Druck nachhaltig zu dämpfen. Aufgrund der sprunghaft angestiegenen Preise ergibt sich eine Dringlichkeit, diese Hilfsmittel auf rund 2,5 Milliarden Euro aufzustocken und damit an den Anstieg der Energiekosten in den vergangenen Monaten anzupassen.“Darüber hinaus müssen nun weitere Schritte auf nationaler und europäischer Ebene folgen.
„Der Zeitdruck ist enorm. Sollten Einschränkungen und Stillstände der Produktionen eintreten, muss auch das Thema Kurzarbeit als Instrument der Überbrückung wieder zur Anwendung kommen“, warnt Joachim Haindl-Grutsch.
Rationale Energiepolitik notwendig
Das Ziel Österreichs, bis 2030 die Stromproduktion bilanziell zu 100 Prozent auf Basis Erneuerbarer Energieträger darzustellen, wird schwer zu erreichen sein. Es wurden dabei die Verfahrensdauern und die zusätzlich notwendigen Verfügbarkeiten von Stahl und Beton sowie ganz besonders von Fachkräften zum Bau und zur Installation der Ökostromanlagen nicht berücksichtigt. Damit Strom 365 Tage im Jahr 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen kann, braucht es aber auch Grundlastkapazitäten, die nur durch Atom-, Gas- Kohleund Laufkraftwerke – nicht aber durch Photovoltaik und Windstrom – zur Verfügung gestellt werden können.
Technologieoffenheit
Wenn in weiterer Folge neben der Mobilität auch die Industrie elektrifiziert werden soll, braucht es zusätzliche Grundlastkapazitäten. Nun müssen mit einer technologieoffenen Energiepolitik neue Wege der internationalen Zusammenarbeit eingeschlagen werden. Den enormen zusätzlichen Bedarf an CO2-neutralem Strom, Wasserstoff und E-Fuels für Industrie und Mobilität kann Österreich nur über umfassende internationale Kooperationen decken. Diese Kooperationen müssen jetzt in die Wege geleitet werden und auch die dafür notwendige Infrastruktur in Österreich muss jetzt gebaut werden. „Die aktuelle Zeitenwende macht eine realitätsnahe, technologiegetriebene und umsetzungsstarke Energiepolitik Österreichs erforderlich. Die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes und damit der Wohlstand unseres Landes hängen davon ab“, erklärt HaindlGrutsch.
Energietransformation in den Betrieben
Die Energiekrise bestimmt den Alltag und die Zukunftsplanung in Oberösterreichs Industriebetrieben. Denn auch, wenn zunehmend mehr Unternehmensbereiche auf nachhaltige Energieformen umgestellt werden – ohne Gas ist erfolgreiches Wirtschaften nach wie vor nicht möglich. „Industriebetriebe machen bei Energieeffizienz und Klimaschutz bereits seit Jahren ihre Hausaufgaben. Die aktuell hohen Energiepreise wirken natürlich treibend für diese Transformation. In den Unternehmen werden bereits jegliche Energiesparmaßnahmen umgesetzt, die möglich sind, alles andere wäre auch wirtschaftlich unverantwortlich. Gleichzeitig müssen wir natürlich den Ausbau emissionsfreier Energiequellen vorantreiben – dazu braucht es dringend eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren,“so Knill.
Für Unternehmen ist Brisanz hoch
Auch die Unternehmen sind sich der Brisanz der Situation bewusst. „Wir zahlen in Europa generell hohe Preise für Energie. In Österreich sind die Energiepreise beispielsweise derzeit siebenmal höher als in den USA”, weiß voestalpine-CEO Herbert Eibensteiner. „Natürlich versuchen wir, das in unseren Preisen unterzubringen, was uns zum Teil auch gelingt. Wir bereiten uns aber auf die prognostizierte Abschwächung der Wirtschaft vor, der Konzern hat an Resilienz zugelegt“, so Eibensteiner. In Linz produziert die voestalpine einen großen Teil des Stroms selbst, „indem wir Prozessgase in unseren eigenen Kraftwerken verstromen.“
Für Florian Teufelberger, CEO des Welser Seilproduzenten Teufelberger, sind die derzeitigen Energiepreise, „eine enorme Bedrohung für den Industriestandort. Die europäische Politik ist gefordert, die Rahmenbedingungen des Energiemarktes so zu überarbeiten, dass weiterhin Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht bleiben, ohne dass alles am aktuell durch den Krieg teuersten Energieträger Gas ausgerichtet ist.“
Die Energiepreise müssen wieder einigermaßen kalkulierbar werden, fordert auch Georg Emprechtinger, Inhaber und Geschäftsführer von Team 7. Er berichtet, dass die Betriebe aktuell unter massivem Kostendruck stehen, der sie vor große Herausforderungen stellt. „Spätestens jetzt ist es für jeden an der Zeit, Prozesse zu verbessern und sie ressourceneffizienter zu gestalten.
„Die Energiesituation zeigt einmal mehr, wie wichtig Nachhaltigkeit und der Schutz der Umwelt sind,“betont auch Roland Fabris, Geschäftsführer und Standortleiter von Takeda in Linz: „Wir haben die Notwendigkeit und Bedeutung von Nachhaltigkeitsinitiativen schon vor langer Zeit erkannt. 2020 haben wir bereits die CO2-Neutralität erreicht. Unser nächstes Ziel bei Takeda ist, emissionsfrei an unseren Standorten zu arbeiten.“
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Varianten bis zu 240.000 Euro betragen. Eine hohe Deckung zu nehmen ist sinnvoll, da Rechtsstreitigkeiten über mehrere Instanzen hinweg sehr teuer werden können. Für nur zehn Prozent mehr Prämie erhält man die doppelte, für nur 20 Prozent sogar die dreifache Versicherungssumme. Zudem lassen sich unterschiedliche Rechtsbereiche, abhängig von den Kundenbedürfnissen, versichern. Des Weiteren sind in der neuen „Mit Sicherheit Recht“Polizze sechs neue Deckungsbausteine (Daten-, Steuer-, Herausgabe-, Gutachten- und VermögensveranlagungsRechtsschutz) auswählbar.
In der Premium Variante ist sogar eine Ausfallversicherung eingeschlossen, die an Kunden ein zugesprochenes, aber nicht einbringliches Schmerzensgeld auszahlt – und das bis zu 50 Prozent der Versicherungssumme. Um die richtige Versicherung für die persönlichen Bedürfnisse zu finden, sollte man sich bei einem Berater der Wiener Städtischen umfassend informieren.