„Nicht mit Dumpingpreisen unterwegs“
Die neue Österreich-Chefin über Treibstoffpreise, teurere Tickets, die Renaissance des Airbus A 380 und das Bedürfnis der Kunden, sich etwas zu gönnen
Elisabeth Zauner erklärt, warum Emirates gut durch die Krise gekommen ist und zwei Milliarden Dollar investiert. Die Flüge ab Wien werden weiter aufgestockt.
KURIER: Im Sommer hoben die Passagierzahlen ab. Wie war die Saison für Emirates? Elisabeth Zauner: Unsere Flieger waren im Sommer voll, wir sind durchaus profitabel geflogen und sind zufrieden. Wir hatten eine Auslastung von 90 Prozent bei 80 Prozent Kapazität. Derzeit fliegen wir von Wien elf Mal pro Woche nach Dubai, zu Beginn 2023 dann 14 Mal.
Klingt gut, aber bekommen Sie auch die Preise, die Sie brauchen?
Ja, der Nachfrage-Stau ist enorm. Sehr gut ist auch die Nachfrage nach unserer Business und der First Class. Die Passagiere treffen ihre Kaufentscheidung bewusster, habe ich den Eindruck. Sie fliegen vielleicht nicht mehr so oft, aber sie gönnen sich was.
Wird auch Emirates die Preise weiter erhöhen?
Die Preise werden eher steigen als sinken. Die Treibstoffpreise sind 2022 ein Wahnsinn, die Differenz zwischen einem Barrel Jet Fuel und Rohöl lag bei 10 bis 20 Dollar, jetzt sind wir bei 40 bis 50 Dollar. Das macht die Kalkulation sehr schwierig, ein Drittel der Kosten sind Treibstoffkosten. Plus die Teuerung und die Währungsschwankungen.
Die Flugpreise sind im Sommer schon gestiegen?
Ja, die Preise sind jetzt schon höher als vor Corona. Nach Dubai in der Eco ungefähr um 60 Euro. Unsere Kunden verstehen aber durchaus, dass wir bei solchen Treibstoffpreisen was tun müssen. Um wirtschaftlich langfristig erfolgreich zu sein, werden die Airlines in Zukunft nicht mehr mit Dumpingpreisen unterwegs sein.
Im Sommer regierte auf Europas Flughäfen das Chaos. Wie lief es in Wien ab?
Wir sind zufrieden, die Flüge waren pünktlich und die Sicherheitskontrollen problemlos.
Europas Luftfahrt war nicht vorbereitet. Dass die Menschen nach den Lockdowns wieder fliegen wollen, war doch keine Überraschung.
Aber Prognosen waren schwierig. Emirates ist gut durch die Krise gekommen. Dubai schloss die Grenzen am 19. März und öffnete sie am 7. Juli 2020 wieder. Wir setzten sofort ein Maßnahmenkonzept um, an Bord und in Dubai. Unsere Passagiere haben sich sicher gefühlt. Und wir waren sehr flexibel bei Umbuchungen und Stornos.
Jetzt ist auch der totgesagte A 380 wieder fest im Einsatz.
Der A 380 ist und bleibt ein Publikumsmagnet, das Raumgefühl ist ein ganz anderes. Unsere A380-Flotte umfasst 116 Maschinen, davon sind 70 schon wieder in
Betrieb. Wir hatten den A 380 in Wien bis Ende Juli im Einsatz, Anfang 2023 wird er zurück sein. Das zeigt, wie wichtig der Markt Österreich ist.
Naja, der A380 wird zwischendurch für andere Destinationen abgezogen.
Der A380 wird dringend in Asien, Australien und Neuseeland gebraucht, die wieder offen sind. Da gibt es einen unglaublichen Nachfragestau. Wir fliegen Wien jetzt ein paar Monate mit der Boeing 777 an, das ist auch ein tolles Langstreckenflugzeug und das „Arbeitstier“der Flotte.
Ihr Konzernchef Tim Clark meinte kürzlich, der A 380
Emirates
Staatliche Airline des Emirates Dubai, eine der am schnellsten wachsenden Airlines weltweit. 2021/22 Pandemie-bedingt eine Milliarde Dollar Verlust, das Halbjahr dürfte wieder positiv sein. Derzeit 143 Destinationen, 70 der 116 Airbus A 380 im Einsatz. Knapp 46.000 Mitarbeiter. Ab Wien im ersten Halbjahr 137.650 Passagiere, noch 30 Prozent weniger als 2019
Karriere
Elisabeth Zauner begann 2007 als Sales Managerin bei Accor Hotels. 2008 Wechsel zu Emirates, seit August 2022 CountryManagerin für Österreich und Slowakei müsse wieder gebaut werden und zwar doppelt so groß.
Immer mehr Menschen werden weltweit reisen. Der Luftverkehr wächst jährlich um 3,7 Prozent, das ist eine Verdoppelung bis 2040. Das einzig Logische sind größere Flugzeuge. Der A380 hat 427 Economy-Sitze, 76 Businessund 14 First-Sitze.
Emirates hat ein zwei Milliarden Euro teures Investitionsprogramm gestartet, was wird neu?
Wir bauen für 120 Flugzeuge das Borderlebnis aus und investieren in eine Premium-Eco. Diese kann mit der Business von vielen Carriern mithalten. Jedes Monat werden vier Flugzeuge umgebaut. Zusätzlich investiert Emirates 350 Millionen Dollar nur in das Unterhaltungsprogramm an Bord. Unser Inflight-Entertainment wurde von Skytrax wieder mit dem ersten Platz ausgezeichnet.
Emirates verkauft sich als Premium-Carrier, doch Sie haben mit Flydubai ab Bratislava die Billig-Konkurrenz im eigenen Haus.
Ich sehe Flydubai als gute Ergänzung. Wir machen Codeshares für Strecken, die wir nicht selbst bedienen. Zum Beispiel von Wien nach Dubai mit Emirates, weiter nach Kathmandu oder Sansibar, das in Corona-Zeiten sehr beliebt war, mit Flydubai.
Die Nachfrage boomt und bald ist alles in der Luftfahrt wieder wie vor der Pandemie. Wie will Emirates die CO2-Ziele erreichen?
Unser großer Vorteil ist, dass wir mit einem Durchschnittsalter von sieben Jahren eine der weltweit jüngsten Flotten haben. Neue Flugzeuge sind spritsparend. Wir wollen bis 2050 CO2-neutral sein und arbeiten in alle Richtungen und eng mit den Herstellern zusammen. Es wird nicht eine Lösung geben, sondern eine Kombination.
Emirates hatte jetzt auch in Österreich wieder eine Recruiting-Aktion. Was macht Sie optimistisch, dass die Leute in die Luftfahrt zurückkommen?
Natürlich mussten auch wir während der Pandemie abbauen und suchen Mitarbeiter. Wir bieten ein sehr attraktives Paket, vom Gehalt bis zu bezahlten Wohnmöglichkeiten in Dubai und tolle Freizeit-Angebote. Unsere Mitarbeiter kommen aus 160 Nationen, Diversität trägt zu unserem Erfolg bei.
Spitzenreiter sind die Gasteiner Bergbahnen mit ihrem Liftverbund Ski Amadé. „Aber durch dynamic ticketing kann man bei frühzeitiger Buchung 15 bis 20 Prozent sparen. Auch auf Mehrtageskarten“, relativiert Geschäftsführer Franz Schafflinger.
Die Bergbahnen Sölden haben das System der flexiblen Ticketpreise bereits im Vorjahr praktiziert, müssen nun aber mit Blick auf die Energiekrise selbst ans Sparen denken. „Schon aus wirtschaftlicher Vernunft“, sagt Seilbahn-Chef Jakob Falkner.
Er befürchtet, dass die Strommehrkosten allein in seinem Unternehmen bis zu 20 Millionen Euro ausmachen könnten. Wie genau im Skigebiet der Energieverbrauch gesenkt werden soll, ist laut Falkner noch nicht fix. Für ihn ist aber klar: „Bei der Qualität
Winter
Laut dem Umweltbundesamt ist der Wintertourismus (Hotellerie, Gastronomie, Seilbahnen) für weniger als ein Prozent des österreichischen Energieverbrauchs verantwortlich. Von 2008 bis 2019 sei der Anteil Erneuerbarer Energien in Gastro- und Hotellerie von 36 auf 54 Prozent gestiegen
Milliarden Euro geben Gäste jährlich in Österreich aus, die Hälfte davon für Gastronomie und Beherbergung können wir nicht viel sparen. Wenn das der Gast merkt, ist das nicht in unserem Sinn.“
Branchenkollege Schafflinger wird konkreter: „Das kann etwa bei der Grundbeschneiung passieren, wenn zu Saisonbeginn nicht die ganze Pistenbreite beschneit wird.“Ebenso würden die Sitzheizungen auf den Sesselliften im Gasteinertal heuer nicht eingeschaltet.
„Wenn man gewisse Vergütungen in Anspruch nimmt, darf man das auch nicht“, sagt Schafflinger mit Blick auf die Auflagen beim neuen Energiekostenzuschuss für Betriebe.
Dass die Skigäste bei solchen Preisen – noch dazu bei
Komforteinbußen – ausbleiben, fürchtet er nicht? „Nicht wirklich. Am besten wär es, alles anzubieten und nix dafür zu verlangen, aber das spielt es nicht.“Nachsatz: „Ja, der Skipass ist teuer, aber wenn es uns als Unternehmen nicht gelingt, die Kosten auf die Kunden abzuwälzen, dann gibt es uns nicht mehr lange.“
Branche wehrt sich
Die Tourismusbranche protestiert jedenfalls pünktlich zum Start in die Saison gegen den Vorwurf, dass sie unnötig Energie verpulvert. Das Umweltbundesamt hat im Auftrag der Branche errechnet, dass der Tourismus lediglich für 1,5 Prozent des österreichischen Energieverbrauchs verantwortlich ist – Gastronomie, Hotellerie, Seilbahnen und Beschneiung inklusive.
„Wir benötigen für 10 Prozent der Wertschöpfung gerade einmal 1,5 Prozent der Energie. Das ist musterschülermäßig“, findet Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung. Alle Seilbahnen zusammen würden 750 Gigawattstunden (GWh) Strom im Jahr verbrauchen, sagt Branchensprecher Erich Egger. Allein jene Geräte, die in Österreichs Haushalten auf Stand-by laufen, wären mit einem hochgerechneten Verbrauch von 800 GWh größere Energiefresser.