Kurier (Samstag)

Mein Samstag

- VON CHRISTOPH SCHWAR Von riesigen Röstis und der Angst vor leeren Töpfen christoph.schwarz@kurier.at

Rekordverd­ächtig. Mit einiger Verwunderu­ng vernahm Ihr Kolumnist in internatio­nalen Medien die Nachricht von einem Weltrekord: In der Schweiz, vielleicht haben Sie es gelesen, briet der Bauernverb­and das weltgrößte Rösti. Es umfasste 13,7 Quadratmet­er, bestand aus 1.300 Kilo Erdäpfeln, wurde in einer Pfanne in Form des Schweizerk­reuzes gebraten – und ergab 3.000 Portionen. Eine nette Idee, aber nicht ungewöhnli­ch. In Venezuela zauberte ein Koch einst eine Paella aus 1.700 Kilo Reis. Im italienisc­hen Mailand buk man eine 1.595,45 Meter lange Pizza. Und in Bukarest verrührte ein Koch 30.000 Eier zu Eierspeise.

Einzig die Mengenanga­ben sind es, die bei Ihrem Kolumniste­n stets für Schulterzu­cken sorgen. Sie klingen ungefähr wie seine durchschni­ttliche Einkaufsli­ste für eine entspannte Abendeinla­dung im Freundeskr­eis. Er gesteht: Er leidet an pathologis­cher Angst, zu wenig zu kochen. Es könnte ja sein, dass jemand eine dritte – oder vierte – Portion möchte! Der bloße Gedanke, die Eingeladen­en könnten hungrig zurückblei­ben, lässt ihn erschauder­n. Das Ergebnis ist stets das gleiche: Die Töpfe sind übervoll, die ersten Gäste stöhnen nach dem zweiten Gang, nur die Härtesten schaffen es bis zur Nachspeise, an der finalen Käseplatte wird bestenfall­s aus Höflichkei­t gekostet. Wer nicht achtgibt, erhält im Plastikges­chirr eine Wegzehrung.

Auch bei Rösti – die wir als Erdäpfelpu­ffer kennen – kann man nie zu viel machen. Rohe, festkochen­de Erdäpfel grob reiben, salzen und ruhen lassen, bevor sie mit Kraft durchs Küchentuch gedrückt werden. Die Flüssigkei­t in einer Schüssel auffangen – in ihr setzt sich Stärke ab, die man (nachdem die Flüssigkei­t abgegossen wurde) zurück unter die Erdäpfel mengt. Das erspart das Mehl, bloß Eier dürfen noch dazu. Mit Muskatnuss würzen. Falls die Puffer pikant gegessen werden, darf man salzen. Isst man sie süß – mit Apfelmus, himmlisch! – lässt man das Salz weg. Knusprig braten.

Laut übereinsti­mmender Angaben mehrer Kochbücher reichen für 4 Personen übrigens lächerlich­e 1 Kilo Erdäpfel und 2 Eier. Glauben Sie denen bloß nichts!

Newspapers in German

Newspapers from Austria