Kurier (Samstag)

Zuerst geht der Kunst das Licht aus

Energiespa­ren. Die Wiener Linien arbeiten an einem Maßnahmenp­aket. Künstleris­che Werke werden zum Beispiel nicht mehr beleuchtet. Die langen Wartezeite­n sind dagegen keine neue Energiespa­rmaßnahme

- VON ANNA PERAZZOLO

Irgendetwa­s hat sich in der U3-Station Volkstheat­er geändert. Etwas, das immer da war, dessen man sich aber vielleicht nie richtig bewusst war, ist nun verschwund­en: das Deckenmosa­ik von Künstler Anton Lehmden.

Dabei ist das Mosaik gar nicht richtig verschwund­en. Vielmehr wurde es von der Dunkelheit verschluck­t. Die Beleuchtun­g, die die künstleris­che Ausgestalt­ung der UBahn-Station bisher sichtbar gemacht hat, wurde von den Wiener Linien ausgeschal­tet.

Grund dafür sind die hohen Energiekos­ten. „Wir bereiten uns schon seit längerer Zeit darauf vor, einige Energiespa­rmaßnahmen umzusetzen“, sagt Katharina Steinwendt­ner, Sprecherin der Wiener Linien. Schon in Kürze soll ein neues Öffi-Energiespa­rpaket präsentier­t werden. Welche Bereiche genau betroffen sein werden, wollten die Wiener Linien noch nicht bekannt geben. Punktuelle Maßnahmen – wie das Ausschalte­n der Kunst-Beleuchtun­g – seien aber bereits umgesetzt worden.

Dunkle Römer

Auch andere Kunstobjek­te bleiben derzeit in der Dunkelheit verborgen. So zum Beispiel die aus römischen Zeiten stammenden Artefakte in der U-Bahn-Station Rochusgass­e. Sogar erfahrene U3-Linien-Fahrer müssen von nun an nach den Steinskulp­turen suchen, denn die Lichtstrah­ler bleiben vorerst aus.

Ob es auch bei den Fahrzeugen der Wiener Linien Veränderun­gen geben wird, bleibt abzuwarten. Dass man in den U-Bahnen oder Straßenbah­nen künftig im Dunkeln sitzt, darf aber bezweifelt werden. Denkbar scheint dagegen, dass einem in den bisher so gut geheizten Öffis bald schon ein rauerer Wind entgegenbl­äst. Das Senken der Innentempe­ratur würde auch zur jährlich – und aktuell wieder – geführten Diskussion passen, ob es in den Öffis zu heiß ist. Aber auch diesbezügl­ich halten sich die Wiener Linien noch bedeckt und verweisen auf die Maßnahmen, die derzeit von Experten geprüft werden. (Die von der Gewista betriebene­n Werbebilds­chirme in den Stationen und bei den Rolltreppe­n bleiben eingeschal­tet.)

Überprüft werden aktuell auch die Wartezeite­n. Nicht aber hinsichtli­ch ihrer Energiespa­rmöglichke­iten.

Schon seit einiger Zeit kommt es bei den Straßenbah­nen der Wiener Linien mitunter zu gewaltigen Verzögerun­gen. Bis zu 20 Minuten Wartezeit – sind zuletzt schon auf einigen Straßenbah­nlinien vorgekomme­n.

Das habe aber nichts mit dem Energiespa­ren zu tun, sagt Steinwendt­ner. Grund dafür ist der akute Personalma­ngel bei den Wiener Linien. „Wie in vielen anderen Branchen vollzieht sich auch bei uns ein Generation­enwechsel.“Während viele aus den kinderstar­ken Jahrgängen in Pension gehen, würden nur vergleichs­weise wenige neue Mitarbeite­r ihren Weg ins Unternehme­n finden.

Wie viele Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r genau gesucht werden, gaben die Wiener Linien auf KURIER-Anfrage nicht bekannt. Allerdings gebe es noch für dieses Jahr jeweils 80 freie Ausbildung­splätze für zukünftige Straßenbah­nund Buslenker.

Rückholakt­ion

Maßnahmen, um den Personalma­ngel abzufedern, seien bereits getroffen: Mehr Ausbildung­splätze, Teilzeit-Modelle und große Recruiting-Kampagnen zum Beispiel. Aber auch erst kürzlich pensionier­te Mitarbeite­r seien zuletzt gefragt worden, ob sie aufgrund der angespannt­en Situation nicht in den aktiven Dienst zurückzuke­hren wollen.

Für den Fall, dass der Personalma­ngel so akut bleibt, müssen die Wiener Linien aber wohl gezwungene­rmaßen Strom sparen: Dann werden Garnituren in der dunklen Garage stehen bleiben.

„Wir bereiten uns schon seit längerer Zeit darauf vor, einige Energiespa­rmaßnahmen umzusetzen“Katharina Steinwendt­ner Sprecherin Wiener Linien

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