Brotdose am Dach
Leichtfertig haben wir letztens behauptet, Wien werde „hin und wieder auch ein bisschen schöner“. Weil es vorkommt, dass alte Villen sachgemäß renoviert statt abgerissen werden. Naja. Immerhin darf auch die Manner-Villa in Neuwaldegg stehen bleiben. Ob sie schöner wird, bin ich mir nicht sicher. Zuletzt dämmerte sie leer stehend vor sich hin, jetzt wird sie wieder zum Leben erweckt. Ob das gut geht? Errichtet wurde sie 1910 von dem aus Siebenbürgen stammenden Architekten Peter Paul Brang, der übrigens auch das schöne Thermalbad Bad Vöslau gebaut hat.
Carl Manner, der Enkelsohn des Manner-Firmengründers, wohnte bis zu seinem Tod 2017 in der Villa. Sie ist, obwohl merklich in die Jahre gekommen, ein wirkliches Jugendstiljuwel, wie auch der nunmehrige Bauherr erkannt hat. Und da sind wir schon beim Problem. „Luxuswohnungen“, natürlich mit Tiefgarage, werden dort errichtet. Zwar bekennt man sich dazu, die Jugendstilelemente erhalten zu wollen. Wer sich aber die Pläne mit dem Brotdosen-ähnlichen Dachauf bau und den fragwürdigen Glaselementen rundherum ansieht, kommt ins Grübeln. Irgendwie schaut das genau so aus wie fast alles, das derzeit, mit dem Attribut „Luxus“versehen, gebaut wird. Weiße, gesichtslose Quader. Wenig Stil um viel Geld. Und die Bäume, die gefällt wurden? Man hat Ersatzpflanzungen versprochen. Passend zu den gesichtslosen Bauplänen ich mir Kirschlorbeer.
Noch nicht ganz kaputt, aber nicht weit davon entfernt, gammelt seit Jahren das Terramare-Schlössl, ebenfalls im 17., vor sich hin. Ein zarter, klassizistischer Bau, heruntergekommen wie der umliegende Garten. Keiner kümmert sich drum. Das Anwesen gehört dem Staat Bosnien und Herzegowina, der versicherte auf KURIER-Anfrage bereits 2017, man werde „ in naher Zukunft eine Entscheidung fällen“. Man weiß nicht recht, ob man dem verzauberten Schloss wünschen soll, wach geküsst zu werden. Am Ende bekommt der 1865 erbaute Hernalser Palazzo auch noch einen Dachauf bau wie eine Brotdose. erwarte