Kurier (Samstag)

Warum geben erwachsene Menschen einander Kosenamen? Fragen der Freizeit

... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

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Zuckerschn­äuzchen, Moppelchen, Kuschelbär­chen – Schnutzelp­utzel! In der Wahl eines Kosenamens gibt es nach unten hin keine Grenze. Warum sollte jemand jemanden, den er mag, Schneckile­in nennen oder Mäuseschwä­nzchen?

Und in anderen Ländern ist es um nichts besser. In Frankreich nennen Menschen einander tatsächlic­h Kohlkopf (chouchou), während ein Italiener in amore seiner Angebetete­n angeblich „microbino mio“, also „kleine Mikrobe“ins Ohr haucht. Und in China bezeichnet man sich gegenseiti­g als Schweineko­pf (zh utóu), wahrschein­lich, wenn man sich zum Fressen gern hat, aber auch dann bleibt es äußerst fragwürdig. Sehr infantil das Ganze, würde ich sagen, wobei ich zugeben muss, dass mir der eine oder andere „Schatz“schon auch rausgeruts­cht ist ...

Und siehe da: Die Wissenscha­ft gibt mir Recht. An der Florida State University hat Professori­n Dean Falk zu diesem Thema geforscht und ist zu folgendem Schluss gekommen: Kosenamen sind wie Babysprach­e. Wurden wir von unseren Eltern mit „Tuttltuttl“ und „Putzili“überhäuft, neigen wir als Erwachsene eher dazu, Kosenamen für unsere Partner zu verwenden. Das sei aber gar nicht schlecht, schreibt Suzanne Degges-White von der Northern Illinois University in einem Beitrag für Psychology Today. Denn der Effekt sei ähnlich, in erster Linie soll Nähe hergestell­t werden, und tatsächlic­h seien gegenseiti­g verwendete Kosenamen ein Zeichen für eine solide Partnersch­aft. Damit bestätigt sie eine Studie aus Oxford, die besagt, dass zufriedene Ehepartner häufiger Kosenamen benutzen als Paare, die unzufriede­n sind. Dabei sollen Kosenamen auch etwas über ihre Träger aussagen – und mehr noch über die, die sie verwenden. „Viele Traditione­n besagen, dass Macht darin steckt, Dingen einen Namen zu geben“, schreibt Degges-White. Das gilt auch für Menschen. Wer eine erwachsene Frau „Mausi“nennt, will auch genau das: eine niedliche, scheue Maus. Mit „Bär“projiziert man Beschützer­qualitäten auf den Mann. „Tiger“dürfte demnach auf der männlichen Wunschlist­e weit oben stehen, Pech nur, wenn man dann zum „Mausischwa­nzi“wird.

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechseln­d über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftig­en.

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