Kurier (Samstag)

ÜBER leben

- Guido.tartarotti@kurier.at

s sind jetzt genau zehn Jahre, dass ich kein Auto mehr besitze. Und habe das keinen einzigen Tag bereut – im Gegenteil: Ich habe ungeheuer viel Geld, Zeit und Nerven gespart.

Vor zehn Jahren fuhr ich mit meinem garagengep­flegten, nicht übermäßig oft gefahrenen, gerade fünf Jahre alten Fiat zum Service und erhielt dort die doch überrasche­nde Auskunft, dass mein Auto kaputt sei, ein Totalschad­en – „a klassische­r Wirtschaft­licher“, wie sich der Mensch von der Werkstatt ausdrückte. Aber zufällig könne er mir einen Neuwagen zu einem guten Preis ... Ich antwortete etwas nicht sehr Höfliches, ging zu Fuß weg und fühlte mich herrlich frei.

Mir ist bewusst, dass ich privilegie­rt bin. Ich wohne zwar nicht in Wien, aber gleich neben einer Station der Badner Bahn, habe also guten Öffi-Anschluss. Außerdem arbeite ich im Home Office – mein Arbeitsweg beträgt fünf Meter. Ich gehe viel zu Fuß, nehme die Öffis, wenn es nötig ist, die

EGuido Tartarotti

Vespa. Und wenn ich tatsächlic­h einmal ein Auto brauche, etwa, um etwas Großes zu transporti­eren, borge ich es mir aus. Gute Freunde von mir leben auf dem Land. Sie haben keine Chance, das Leben ohne Auto zu bewältigen. Der Bus kommt ungefähr zweimal im Monat und fährt dann nicht dorthin, wo sie wohnen.

Ich muss gestehen, ich mag Autos nicht. Ich finde sie hässlich, laut, gefährlich und umweltschä­dlich. Ich habe überhaupt nur deshalb den Führersche­in gemacht, weil meine damalige Freundin erklärte, ein Mann ohne Auto sei kein Mann. Die Beziehung hielt nicht lange – ich wollte nie Auto fahren, mir ist dabei so unendlich langweilig. Außerdem finde ich den Besitz und Betrieb eines Autos einfach viel zu teuer.

Als ich ein Kind war, hatte ich ein Buch, in dem stand, dass im 21. Jahrhunder­t alle mit fliegenden Autos unterwegs sein würden. Darauf warte ich. Und wer weiß, vielleicht gibt es dann ja auch fliegende Vespas.

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