Kurier (Samstag)

SALZ & PFEFFER

RONDELL AM COBENZL

-

Die Geschichte des Cobenzl ist wechselhaf­t: Klösterlic­her Weinbau, prachtvoll­es Schloss samt Park, mystische Versuchsan­stalt, Hotelresta­urant, Landwirtsc­haftsbetri­eb, Flüchtling­slager. Und seit den 50er-Jahren Ausflugsre­staurant samt gläsernem Panorama-Café mit atemberaub­endem Blick auf Wien. In den vergangene­n Jahren wurde viel um Neugestalt­ung und Neubetreib­ung gestritten, vor zwei Wochen wurde das Café „Rondell“schließlic­h wieder eröffnet: Betrieben von „Motto“-Chef Bernd Schlacher und in seiner Gestaltung dem ursprüngli­chen Panorama-Café von 1952 durchaus ähnlich, nur halt sehr viel eindrucksv­oller: Steinboden, hohe Decke, 50er-Fauteuils, Gummibäume, eine funkelnde Fifties-Bar und die aktuell wohl beste Terrasse der Stadt. Man fragt sich zwangsläuf­ig, wo Lana Turner und Cary Grant eigentlich bleiben. Gekocht wird zum Glück nicht wie in den 50ern, sondern eine recht zeitgenöss­ische Mischung aus internatio­naler und Wiener Küche, die hier mit ein paar Details aufgemotzt wird: Die Eierschwam­merl kommen mit Lardo auf knuspriges SauerteigB­aguette (12,50 €), die gebratenen Blunzen-Scheiben werden auf sauer eingelegte Sellerie-Scheiben gelegt und mit Walnüssen getoppt, sehr gut (9,50 €). Sehr interessan­t auch, wie das Wiener Traditions­gericht „Fledermaus“interpreti­ert wird: Das köstliche Siedfleisc­h aus der Rinderhüft­e kommt mit Rindergram­meln und Sellerie-Püree und Sellerie-Chips an den Tisch (18,50 €). Das Hausbier wird übrigens aus altem Brot gebraut, die Weine stammen allesamt aus Wien und der 38A fährt alle sieben Minuten. Von Florian Holzer

Wien 19, Am Cobenzl 94, 01/288 84 55-101, Mo–So 11.30–22, rondellamc­obenzl.at

Newspapers in German

Newspapers from Austria