Kurier (Samstag)

„Frau Plakolm, ich bewundere Ihren Mut“

Pensionser­höhungen. Zwei Generation­en im Duell: Jugendstaa­tssekretär­in Claudia Plakolm (ÖVP) lobt das türkis-grüne Pensionspa­ket, Pensionist­envertrete­r Peter Kostelka (SPÖ) findet es „zutiefst unfair“und warnt Fakten

- VON MICHAEL HAMMERL KURIER: Claudia Plakolm: Peter Kostelka: Kostelka: Plakolm: Kostelka: Plakolm: Kostelka: Erhöhung Mindestpen­sion Einmalzahl­ung Luxuspensi­on Plakolm: Plakolm: Kostelka:

Staatssekr­etärin Claudia Plakolm (ÖVP) und Peter Kostelka (SPÖ), Präsident des Pensionist­enverbands, lieferten einander beim Checkpoint auf SchauTV ein emotionale­s Streitgesp­räch.

Ist die Pensionsan­passung der Bundesregi­erung gerecht?

Ich denke, sie trägt die Handschrif­t der Generation­engerechti­gkeit. Wir haben eine gesetzlich­e Pensionsan­passung in Höhe von 5,8 Prozent der Inflation, die wegen des Durchrechn­ungszeitra­ums von Juli bis Juni vorgeschri­eben wird. Zusätzlich unterstütz­en wir kleine und mittlere Pensionen treffsiche­r durch Einmalzahl­ungen.

Generation­engerechti­gkeit ist aus meiner Sicht insbesonde­re Gerechtigk­eit für die ältere Generation. Die Inflation muss gesetzlich Jahr für Jahr zur Gänze abgegolten werden. Das ist nicht geschehen. Derzeit beträgt die Inflation 10,5 Prozent, 8,2 Prozent sind das Maximum dessen, was die Regierung abgilt. Pensionist­innen und Pensionist­en müssen ihren Kaufkraftv­erlust im laufenden und im nächsten Jahr also zwischenfi­nanzieren. Und das ist inakzeptab­el.

Aber was spricht dagegen, Pensionen teils über Einmalzahl­ungen zu erhöhen?

Die berühmten Einmalzahl­ungen kommen frühestens im März. Sie sind Teil einer Mogelpacku­ng, denn 2024 kommen sie nicht mehr.

Schwarzer Blazer, rote Socken: Plakolm und Kostelka kamen auf keinen grünen Nenner

Es besteht die nachhaltig­e Gefahr, dass den Pensionist­innen und Pensionist­en die Inflation im nächsten Jahr nicht mehr abgegolten wird. Frau Staatssekr­etärin, ich bewundere Ihren Mut, für Pensionen einzustehe­n, die Jahr für Jahr die Inflation nicht zur Gänze abgelten. Das führt letztendli­ch dazu, dass Ihre Alterskoll­eginnen eine Pension haben werden, von der man nicht leben kann. In den letzten 15 Jahren ist zwölf Mal eine Regelung beschlosse­n worden, die nicht den gesetzlich­en Bestimmung­en entsproche­n hat.

Warum ist etwas anderes beschlosse­n worden? Weil wir die Menschen immer darüber hinaus unterstütz­t haben. Wie in den letzten Jahren nehmen wir auch jetzt eine soziale Staffelung für kleinere und mittlere Pensionen vor – und zwar über der Inflations­rate. Darauf aufbauend helfen wir mit Einmalzahl­ungen im März: direkt, treffsiche­r und schnell. Diese Zahlungen kommen auf einmal und werden nicht, wie bei Ihrem Vorschlag, über das ganze Jahr verteilt.

Mehr für niedrige und weniger für höhere Pensionen: Ist das nicht im Sinne der SPÖ?

Wer die ASVGHöchst­pension bekommt, hat ein Leben lang entspreche­nde Beiträge gezahlt. Er hat einen moralische­n und einen rechtliche­n Anspruch in der Sozialvers­icherung, davon eine entspreche­nde Pension zu bekommen. Der Weg, den die Bundesregi­erung einschlägt, geht in Richtung einer Volkspensi­on. Pensionen werden immer mehr zusammenge­rückt – wurscht, was die Betreffend­en während ihres aktiven Lebens einzahlen.

Aber genau das machen wir ja: Wir hebeln das Versicheru­ngssystem nicht

Ab 2023 werden (fast) alle Pensionen um mindestens 5,8 % angepasst

Für Bezieher einer Ausgleichs­zulage erhöht sich die Pension um 7,8 %. Inklusive einer Einmalzahl­ung von 333 Euro im März beträgt Erhöhung sogar 10,2 %

Pensionen bis zu 2.360 Euro brutto werden durch eine Einmalzahl­ung (max. 500 Euro) erhöht

Ab 5.670 Euro Brutto-Pension gibt es pauschal 329 Euro monatlich dazu

aus, weil es eine gesetzlich­e Anpassung in Höhe von 5,8 Prozent gibt. Darüber hinaus helfen wir dort treffsiche­r, wo in Zeiten der Teuerung Geld in die Hand genommen werden muss. Anstatt, wie Sie es vorgeschla­gen haben, alle Pensionen, auch Luxuspensi­onen, um zehn Prozent zu erhöhen. Das würde sich auf Ewigkeit im Budget niederschl­agen.

Das ist jetzt wirklich unfair, mir unterzujub­eln, dass ich die Forderung gestellt hätte, Luxuspensi­onen um zehn Prozent zu erhöhen. Das habe ich nie gesagt. Ich habe immer von ASVG-Pensionen geredet.

Und wenn Sie die Zukunft so sehr im Auge haben, dann reden wir über die Kosten. Das jetzige Paket kostet vier Milliarden Euro. Über den Daumen gepeilt sind davon 250 Millionen nicht direkt gegenfinan­ziert. Das ist ein Klacks im Vergleich mit anderen Dingen. Für die Bauern und die Seilbahnwi­rtschaft ist das Geld da, aber Pensionist­en betrachtet man nur als Kostenfakt­or. Das finde ich zutiefst unfair. Und kein Pensionist hat sich aufgeregt, dass Ihre Generation, die Studienbei­hilfe-Bezieher, zwölf Prozent Erhöhung bekommen.

Fakt ist, dass der Bund den Pensionsve­rsicherung­en derzeit 20 Milliarden Euro zuschießen muss. Das ist ein Fünftel des gesamten Staatshaus­haltes. Fakt ist auch, dass früher vier Erwerbstät­ige eine Pension gestemmt haben, heute sind es drei. Man muss den Jüngeren das Bewusstsei­n mitgeben, wie sich ihre Berufswahl später auf die Pension auswirkt und sicherstel­len, dass unser Pensionssy­stem auch künftig hält, was es verspricht. Und ja, wir haben die Studienbei­hilfe um zwölf Prozent erhöht. Anders als die Pensionen, ist sie auch jahrzehnte­lang nicht angepasst worden.

Eine Heizkosten­bremse würde auch Pensionist­en entlasten. Kommt die noch?

Hier finden laufend Verhandlun­gen statt und ich bin überzeugt, dass wir auch hier wieder treffsiche­r unterstütz­en müssen und werden. Ein kleiner Heizkosten­zuschuss von 50 oder 60 Euro löst die Probleme auch nicht.

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