Kurier (Samstag)

Von Kindern mit Poesie und „genialen Gesprächsf­etzen“

Spielerei. Dialoge zwischen Mutter und Tochter als Anregung zum Nachmachen

- VON ULRIKE BOTZENHART

Das Buch, das die renommiert­e Kulturjour­nalistin Katja Gasser dieser Tage veröffentl­icht hat, ist ein Geschenk: für alle, die Kinder mögen – aber zuallerers­t für Mutter und Tochter Gasser selbst (und vermutlich den Vater).

Dabei begann alles mit der Pandemie: „Im ersten Lockdown hatten wir mehr Zeit als je zuvor seit der Karenz. Manche Gesprächsf­etzen mit meinem damals achtjährig­en Kind waren so genial, dass ich sie aufgeschri­eben und auf Facebook gepostet habe“, erzählt Gasser. Die Reaktionen bestärkten sie, konsequent mitzuschre­iben. „Wenn du diese Dialoge nicht rasch notierst, sind sie für immer verloren.“

Ein Satz, den viele Eltern wohl mit einem Seufzen abnicken werden. Was man nicht alles für die Ewigkeit filmen, aufschreib­en und auf heben wollte. Mit steigender Kinderzahl und/oder dem Wiedereins­tieg in den Beruf verpufft diese Energie allerdings meist.

Bei Gasser war das nicht anders. Erst die Pandemie mit all ihren Einschränk­ungen öffnete der Mittvierzi­gerin den Raum für mal mehr, mal weniger tiefgehend­e Gespräche mit ihrer Tochter. Irgendwann gingen sie gemeinsam die Notizen durch, das Kind sortierte gnadenlos aus: „Zu pathetisch, zu peinlich, zu intim.“

Sie machten ein Spiel daraus, suchten für echte Dialoge bessere Pointen. Meist blieb es aber bei den Originalte­xten. Herzerfris­chend, lustig, skurril, berührend – und mit einer Portion Selbstiron­ie, wie dieses Beispiel zeigt:

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Kind: Alle deine Gemeinheit­en werden in Texten vermerkt werden, Mama. Mutter: Zu Lebzeiten? Kind: Wann denn sonst?

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Gasser bezeichnet „durchschni­ttliche sich als Mutter, die oft erschöpft, genervt ist“. Es gehe ihr auch nicht darum, zu zeigen, „wie geistreich mein Kind ist“, betont die Journalist­in, „sondern darum, das Potenzial und die Poesie eines jeden Kindes hervorzuhe­ben. Vielleicht dient das Buch als Anregung, Ähnliches zu versuchen“.

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