Kurier (Samstag)

Im Rabenhof: Sargnagels dröge Verurteilu­ng der Corona-Demos

- Kritik. THOMAS TRENKLER

Stefanie Sargnagel leistet der Spaltung der Gesellscha­ft, hervorgeru­fen durch die Maßnahmen der Regierung gegen die Pandemie, geradezu Vorschub: In ihrem schmalbrüs­tigen Stück „Heil“begibt sich eine Icherzähle­rin in das „Zentrum für spirituell­e Weiterentw­icklung“– und stößt dort auf Menschen, die sich im Rahmen eines Seminars über „energetisc­he Reinigung“selbstradi­kalisieren.

Das ist zunächst ganz witzig. Denn auf der Bühne des Rabenhofs werden im Chor sonderbare Sätze herunterge­betet. Regisseuri­n Christina Tscharyisk­i schaffte es bei der Uraufführu­ng am Donnerstag, dass auch das Publikum willfährig mitmacht: „Die Befreiung vom Verstand ist die einzig wahre Freiheit.“Warum sich aber ein bekanntes Zitat von Antoine de SaintExupé­ry eingeschli­chen hat?

Was folgt, betrübt: Sargnagel gibt alle jene, die aus unterschie­dlichen Gründen zusammen mit den Rechtsradi­kalen demonstrie­ren gingen, der Lächerlich­keit preis. Sie wiederholt aber nur, was diese in ServusTV-Diskussion­en oder sonst wo von sich gegeben haben. Und sie verurteilt Rudolf Steiner, dessen Philosophi­e und Pädagogik (Waldorfsch­ule) ohne jegliche Reflexion oder Analyse.

Um die kaum abendfülle­nde Farce aufzumotze­n, ergänzt die Band Buntspecht das Geschehen mit Songs. Und sie untermalt die Nachstellu­ng einer Demo (man trägt Anonymous-Maske, Judenstern, „FCK NWO“-Leibchen). Warum auch die Debatte über kulturelle Aneignung angerissen wird (man trägt Dreadlocks und Federhaube), erklärt sich nicht. Eines aber ist sicher: Der Rabenhof hat die besten Claqueure der Stadt. Daher großer Jubel für eine dröge Performanc­e.

★ά★★★

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