Im Rabenhof: Sargnagels dröge Verurteilung der Corona-Demos
Stefanie Sargnagel leistet der Spaltung der Gesellschaft, hervorgerufen durch die Maßnahmen der Regierung gegen die Pandemie, geradezu Vorschub: In ihrem schmalbrüstigen Stück „Heil“begibt sich eine Icherzählerin in das „Zentrum für spirituelle Weiterentwicklung“– und stößt dort auf Menschen, die sich im Rahmen eines Seminars über „energetische Reinigung“selbstradikalisieren.
Das ist zunächst ganz witzig. Denn auf der Bühne des Rabenhofs werden im Chor sonderbare Sätze heruntergebetet. Regisseurin Christina Tscharyiski schaffte es bei der Uraufführung am Donnerstag, dass auch das Publikum willfährig mitmacht: „Die Befreiung vom Verstand ist die einzig wahre Freiheit.“Warum sich aber ein bekanntes Zitat von Antoine de SaintExupéry eingeschlichen hat?
Was folgt, betrübt: Sargnagel gibt alle jene, die aus unterschiedlichen Gründen zusammen mit den Rechtsradikalen demonstrieren gingen, der Lächerlichkeit preis. Sie wiederholt aber nur, was diese in ServusTV-Diskussionen oder sonst wo von sich gegeben haben. Und sie verurteilt Rudolf Steiner, dessen Philosophie und Pädagogik (Waldorfschule) ohne jegliche Reflexion oder Analyse.
Um die kaum abendfüllende Farce aufzumotzen, ergänzt die Band Buntspecht das Geschehen mit Songs. Und sie untermalt die Nachstellung einer Demo (man trägt Anonymous-Maske, Judenstern, „FCK NWO“-Leibchen). Warum auch die Debatte über kulturelle Aneignung angerissen wird (man trägt Dreadlocks und Federhaube), erklärt sich nicht. Eines aber ist sicher: Der Rabenhof hat die besten Claqueure der Stadt. Daher großer Jubel für eine dröge Performance.
★ά★★★