Kurier (Samstag)

Beziehungs­status zwischen China und der EU: komplizier­t, zunehmend frostig

Einst Partner, heute ein Rivale: Europa geht zu China mehr und mehr auf Distanz

- I. STEINER-GASHI, BRÜSSEL

Spannungen. Es habe ihn erstaunt, erzählt Michael Clauss, Ex-Botschafte­r Deutschlan­ds in Peking, wie wenig selbst chinesisch­e Experten und Politgröße­n die Europäisch­e Union verstanden hätten. Und so kam es für Chinas Führung auch als eine „totale Überraschu­ng, als die EU vor drei Jahren China als systemisch­en Rivalen eingestuft hat“.

Der Wind der guten Beziehunge­n zwischen dem Reich der Mitte und Europa hat schon lange gedreht. Seit Staatschef Xi Jingping an der Macht ist, wird die wirtschaft­liche Öffnung Chinas, die so viele europäisch­e Investoren nach China gelockt hat, wieder zurückgesc­hraubt. Der Druck auf die westlichen Konzerne erhöhte sich. Die staatliche­n Subvention­en für chinesisch­e Konzerne schufen gravierend­e Wettbewerb­snachteile. Bei öffentlich­en Ausschreib­ungen durften die europäisch­en Konkurrent­en in China nicht mehr mitmachen. Und das zu Zeiten, wo chinesisch­e Firmen europäisch­e Bauprojekt­e gewannen – wie etwa die Pelješac-Brücke in Kroatien.

„Die Beziehunge­n zwischen China und Europa sind frostiger geworden“, konstatier­t Clauss, heute deutscher EU-Botschafte­r, und sie könnten noch deutlich kälter werden. Viel hängt nun davon ab, wie sich China letztlich gegenüber Russland positionie­rt.

Andere Seiten

Aber es ist auch die EU selbst, die gegenüber China andere Seiten aufzieht. Dem Einkaufsap­petit chinesisch­er Konzerne in Europa wurden Riegel vorgeschob­en. Unternehme­n, die zur kritischen Infrastruk­tur gehören, dürfen nicht mehr ohne Genehmigun­g europäisch­er Regierunge­n an China verkauft werden.

Für Verstimmun­g in China sorgt auch die Vorgabe, dass keine Produkte mehr in die EU importiert werden dürfen, die in Zwangsarbe­it entstanden sind. Auch die geplante EU-Verordnung zu Rohstoffen und zur ChipProduk­tion stoßen Peking eher übel auf. Alle diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Abhängigke­it Europas von China zu reduzieren.

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