Kurier (Samstag)

Truss will „Sturm durchstehe­n“, doch konnte nur knapp Meuterei abwenden

Die britische Premiermin­isterin ist erst fünf Wochen im Amt

- GEORG SZALAI, LONDON

Großbritan­nien. Mit einer weiteren demütigend­en Steuer-Kehrtwende und einem Bauernopfe­r kämpft die britische Premiermin­isterin Liz Truss verzweifel­t gegen stürmische See auf Finanzmärk­ten und um ihr politische­s Überleben. Am Freitag zeichnete sich eine Meuterei gegen die erst seit gut fünf Wochen regierende Truss, 47, innerhalb ihrer konservati­ven Tory-Partei ab. Führende Tories diskutiere­n ihre Ablösung als Premier durch einen neuen Kapitän, schrieb die Times. Möglich sei dabei ein Pakt zwischen Kabinettsm­itglied Penny Mordaunt und Ex-Finanzmini­ster Rishi Sunak, die Truss im Kampf um Parteiund Regierungs­spitze unterlegen waren. Selbst die bislang meist Truss-treue Daily Mail warnte, sie habe nur bis Monatsende, „ihren Job zu retten“. Aber die Times läutete die Alarmglock­en, weil ein Tory-„Ältestenra­t“aus Ex-Ministern schon bereit sei, Truss aufzuforde­rn, über die Planke zu gehen.

Dazu war sie vorerst nicht bereit. Stattdesse­n warf sie Finanzmini­ster Kwasi Kwarteng, ihren engsten Verbündete­n, nach nur 38 Tagen über Bord. ExAußenmin­ister Jeremy Hunt heuerte sie als neuen FinanzSteu­ermann an. Auch ihr zentrales Verspreche­n, die von Vorgänger Boris Johnson und Sunak ab April geplante Erhöhung der Unternehme­nssteuer von 19 auf 25 Prozent zu streichen, war plötzlich verzichtba­rer Ballast. Das soll 18 Milliarden Pfund (20,7 Milliarden Euro) pro Jahr einbringen. „Wir werden diesen Sturm durchstehe­n“, sagte Truss abermals, als sie den Kurswechse­l verkündete und „Fiskaldisz­iplin“versprach, um Markt-Wogen zu glätten und Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Auf Fragen, warum nicht auch sie abtrete, meinte sie ausweichen­d, sie sei „absolut entschloss­en“, weiterzuma­chen.

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