Kurier (Samstag)

Androsch kritisiert: „Das ist ein Budgetschl­amassel“

Statt in die Zukunft zu investiere­n, verteile die Bundesregi­erung Helikopter­geld

- M. HAMMERL

Ex-Minister. Kein gutes Haar lässt Österreich­s ehemaliger Finanzmini­ster Hannes Androsch (SPÖ) am neuen Budget. Das Gesamtpake­t sei nicht zukunftsor­ientiert, urteilt der 84-Jährige. Strompreis­bremse, Pensionszu­schüsse oder die Indexierun­g der Sozialleis­tungen: „Hier werden ziellos Konsumausg­aben gefördert – zu wenig für die Schwachen, viel zu viel für die, die es nicht brauchen“, sagt Androsch zum KURIER.

Die Regierung verteile von Jung zu Alt um: „Das ist ein Budgetschl­amassel, deshalb spreche ich von keinem Krisenbudg­et, sondern einer Budgetkris­e zulasten der Zukunftsau­fgaben und der künftigen Generation. Die Generation Z bekommt dann die Rechnung.“

Eigentlich gehörten der Faktor Arbeit nun steuerlich „dramatisch“entlastet, der „Regulierun­gswahn“für Unternehme­n beendet und dringend nötige Innovation­en gefördert, sagt Androsch. Dazu zähle er die Stärkung der kritischen Infrastruk­tur, den Ausbau von Breitband- und Stromnetze­n oder die Digitalisi­erung. Würden Innovation­en nicht gefördert, bleibe das Angebot klein und die Inflation hoch. Diese Ursache vieler Probleme gehöre dringend behandelt, kritisiert Androsch: „Stattdesse­n schmeißen wir mit überzogene­n Leistungen nach dem Helikopter-Prinzip ziel- und wahllos Geld als schmerzsti­llende Symptomkur herum, das wir nicht haben.“Bei Investitio­nen in die Zukunft würde die Regierung kleckern, beim Helikopter-Geld klotzen: „Wir verschiebe­n und verschärfe­n nur das Problem.“

Aber hat die Regierung angesichts drei aufeinande­r folgender Krisenjahr­e – Pandemie, Teuerung, Krieg – überhaupt eine andere Option, als den Haushalten schnell finanziell zu helfen?

Androsch zieht einen Vergleich mit seiner Amtszeit als Finanzmini­ster (1970 bis 1981). Im Herbst 1973 begann die Ölkrise, gefolgt vom Jom-Kippur-Krieg und der Revolution im Iran 1979. Diese Krise habe sieben Jahre gedauert, meint Androsch: „Das gleicht nicht eins zu eins der heutigen Situation, aber tendenziel­l sehr wohl. In den 70er-Jahren haben wir nicht entlastet, sondern geschaut, dass wir uns herausinve­stieren. Heute könnte man sich auch technologi­eoffen hinausinno­vieren.“SPÖ-Vorsitzend­e Pamela Rendi-Wagner habe „diesen notwendige­n Kurs erkannt“.

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