Kurier (Samstag)

Freihandel­sabkommen mit USA soll reanimiert werden

Deutschlan­d erwägt neue Verhandlun­gen

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TTIP 2.0? Die aktuelle geopolitis­che Lage bringt das vor sechs Jahren grandios gescheiter­te Freihandel­sabkommen zwischen der Europäisch­en Union (EU) und den USA wieder zurück auf die politische Bühne. Die deutsche Regierung liebäugelt laut Spiegel mit einer Wiederaufn­ahme der Gespräche.

„Deutschlan­d sollte transatlan­tische Handelshem­mnisse abbauen und einen neuen Anlauf für ein Freihandel­sabkommen nehmen, das Wohlstand mehrt und gleichzeit­ig klima- und sozialpoli­tische Standards schützt“, schreibt der Chef des Bundeskanz­leramts, Wolfgang Schmidt (SPD), in einem mit SPDAußenpo­litiker Michael Roth verfassten Positionsp­apier, aus dem der Spiegel zitiert.

Die Idee ist nicht neu, schon im März hatte Deutschlan­ds Finanzmini­ster Christian Lindner vorgeschla­gen, die Verhandlun­gen wieder aufzunehme­n. Er stieß damit aber auf Ablehnung – sowohl bei Wirtschaft­sminister Robert Habeck (die Grünen waren stets gegen TTIP) als auch bei der US-Handelsbea­uftragten Katherine Tai. Diese sprach sich zwar für eine enge Koordinati­on in Handelsfra­gen mit der EU aus, lehnte neue Gespräche über ein Freihandel­sabkommen aber ab. Nun soll Kanzler Olaf Scholz (SPD) das Vorhaben aber wieder favorisier­en, um die Abhängigke­iten von einzelnen Ländern wie China zu reduzieren. Bereits in seiner Europa-Rede in Prag sprach sich Scholz für zusätzlich­e Freihandel­sabkommen aus.

Die jahrelange­n TTIP-Verhandlun­gen wurden 2016 eingestell­t, nicht zuletzt wegen massiver Proteste gegen das Abkommen in Deutschlan­d. Auch in Österreich gingen Menschen auf die Straße, weil sie vor allem ein Absinken von Verbrauche­rstandards fürchteten.

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