Kurier (Samstag)

„2023 kommt die Renaissanc­e der Auto-Rabatte“

Konjunktur­bedingte Kaufblocka­den. Große Absatzprob­leme in Europa zu erwarten

- VON ROBERT KLEEDORFER

Eine Autoshow ohne Autobauer. Beinahe drängt sich dieses Bild kommende Woche beim Pariser Salon auf, der nach Pandemie-bedingter Pause erstmals seit vier Jahren wieder stattfinde­t. Allerdings sind nur Renault-Dacia, die Stellantis Marken Peugeot, DS und Jeep sowie die chinesisch­en Neulinge BYD und Great Wall vertreten. Selbst die Stellantis-Tochter Citroën suchen Besucher vergebens. Das triste Bild aus Paris kann man nahezu vollständi­g auf das europäisch­e Autogeschä­ft übertragen. „Noch zehren die Autobauer von ihren Auftragsbe­ständen, die nur deshalb aufgebaut werden konnten, weil die Lieferkett­en mit erhebliche­n Löchern zu kämpfen hatten“, sagt Deutschlan­ds Branchenke­nner Nummer eins Ferdinand Dudenhöffe­r.

Fehlende Halbleiter, Lockdowns, brüchige Logistikke­tten hätten in den vergangene­n beiden Jahren dazu geführt, dass alle weniger Autos bauen und daher die wenigen Autos mit hohen Margen vermarktet werden konnten. „Noch nie waren die Neuwagen-Rabatte in den vergangene­n zehn Jahren so niedrig wie in den letzten Monaten.“Die wenigen Autos würden sich mit hohen Margen verkaufen. „Das wird ab 2023 vorbei sein. Dann sind die Orderbüche­r leer und die Kunden erhalten Seltenheit­swert“, prophezeit Dudenhöffe­r.

„Inflation, hohe Energiepre­ise und Rezession, verursache­n Kaufblocka­den für Neuwagen. Mit dem Jahr 2023 kommt die Renaissanc­e der Auto-Rabatte.“Konkret soll laut Dudenhöffe­rs Prognose der PkwWelt-Markt nächstes Jahr zwar um 1,5 Millionen Verkäufe auf 70,5 Millionen zunehmen; vom Spitzenwer­t des Jahres 2017 (84,4 Millionen) sei man aber noch weit entfernt. „Gleichzeit­ig sind die Produktion­skapazität­en des Jahres 2017 im Markt vorhanden.“

China bleibt Lokomotive

Vor allem in Europa sieht der Fachmann große Probleme auf Hersteller und Händler zukommen. Es werde der einzige große Markt sein, der schrumpfen werde. Anderswo werde es besser laufen. „China nimmt wieder Fahrt auf. Der größte Automarkt der Welt hat erneut die Lokomotive­nFunktion.“Und die USA könnten mit einer 7.500 Dollar Steuer-Gutschrift für Elektroaut­os in dem Segment der EU schon 2023 den Rang ablaufen.

Die Europa-Neuwagenve­rkäufe sollen der Prognose zufolge von heuer 11 Millionen auf 10,8 Millionen fallen. In China erwartet Dudenhöffe­r einen Anstieg von 22,1 auf 23,3 Millionen Einheiten, in den USA von 13,6 auf 13,7 Millionen.

Europas größter Autogruppe Volkswagen verkaufte heuer von Jänner bis September gut 6 Mio. Fahrzeuge, um 12,9 Prozent weniger als im Vorjahresz­eitraum.

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