Kurier (Samstag)

„Einzelkämp­fer haben nie etwas gewonnen“

Eishockey. 18 Jahre lang stürmte Philipp Lukas für die Black Wings Linz. Seit heuer ist die Klublegend­e Headcoach und somit der einzige österreich­ische Trainer in der Liga

- VON PETER KARLIK

Wer einen Blick auf die Tabelle der ICE Hockey League wirft, dem fällt auf: Linz ist nach zwei Jahren der Krise zurück. Die Steinbach Black Wings sind mit 17 Punkten aus acht Partien hinter Südtirol bestplatzi­ertes österreich­isches Team. Zuletzt wurde der KAC 5:3 besiegt. Und: Die Linzer sind die einzigen, die auf einen österreich­ischen Coach vertrauen. Seit Klublegend­e Philipp Lukas, 42, Headcoach und Sportdirek­tor ist, herrscht Aufbruchst­immung. Der Wiener spielte 22 Profi-Saisonen, davon 18 in Linz, und war elf Jahre Kapitän der Black Wings.

Am Sonntag sollte Linz bei den Vienna Capitals gastieren, doch die Kühlanlage in der Steffl-Arena ist defekt. Die Klubs einigten sich auf einen Tausch des Heimrechts, um 16.30 Uhr wird in Linz gespielt. Im Interview spricht Lukas über Verantwort­ung, seine Art, eine Mannschaft zu führen, und über seine Definition von Erfolg.

KURIER: Für welches Spiel steht Philipp Lukas? Was wollen Sie sehen?

Philipp Lukas: Ich rede ständig über Energie und Intensität. Ohne das sind wir nicht konkurrenz­fähig. Es ist nicht das, was in der Zeitung steht, aber das, wofür du von den Zuschauern sofort Feedback bekommst. Erst wenn wir Energie und Intensität bereitstel­len können, sind wir wettbewerb­sfähig. Dann können wir über die Spielweise sprechen. Da haben wir noch vieles, das in Automatism­en übergehen muss, damit wir langfristi­g Erfolg haben können.

Ein Eishockeyt­eam sollte im Idealfall im Play-off im März und April die beste Leistung bringen. Wie wichtig ist für Sie als Trainer auch der Saisonstar­t?

Ich will unsere Leistung nicht schmälern. Es gilt aber jetzt, eine Konstanz ins Spiel zu bekommen. Da haben wir Luft nach oben.

Wie geht es Ihnen persönlich in der verantwort­ungsvollen Rolle des Headcoache­s?

Ich verspüre nicht den Druck der Verantwort­ung. Ich bin sehr froh über meine Stelle und habe gewusst, dass es eine Herausford­erung ist. Für mich ist es ein Lernprozes­s, aber etwas, wofür ich sehr viel investiere.

Wie hoch ist der Arbeitsauf­wand eines Coaches?

Ich versuche, so gut wie möglich vorbereite­t zu sein. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Nebenbei bin ich auch Vater. Mein Kleiner ist gerade auf dem Eis, und ich bin im Büro. Diesen Preis muss ich jetzt zahlen. Den meisten Headcoache­s geht es so. Jetzt gerade sehe ich mir die Capitals auf Video an, damit wir im Training etwas für das Spiel vorbereite­n. Den Stundenauf­wand kann ich nicht beziffern. Freie Tage gibt es derzeit keine. Und wenn mein Sohn vier Mal in der Woche auf dem Eis ist, bin ich auch in der Halle.

Haben Sie jemanden, mit dem Sie sich in der Trainerrol­le beraten können?

Mit meinen Assistente­n Mark Szücs und Jürgen Penker. Wir besprechen jedes

Training und jedes Spiel nach. Bei der Trainingss­teuerung bin ich aber recht stur, da habe ich genaue Vorstellun­gen.

Wie nehmen die Linzer Fans den neuen Weg an?

Ich denke, der Start war positiv. Aber der Zuspruch ist immer noch weit weg von dem, wie er mal war. Es wird längere Zeit brauchen, bis wir ihn zurückverd­ient haben. Die wirtschaft­liche Lage für die Fans ist auch nicht die einfachste. Ich kann das aber nicht beeinfluss­en und konzentrie­re mich nur darauf, dass die Spieler ein Umfeld haben, in dem sie sich wohlfühlen und ihre Leistung abrufen können.

Was muss Linz erreichen, damit Sie von einer guten Saison sprechen?

Resultator­ientiert wollen wir ins Play-off. Für mich ist es: ein funktionie­rendes Kollektiv schaffen. Ich habe es in meiner Karriere oft erlebt: Wenn man das schafft und jeder ein Zugehörigk­eitsgefühl hat, weil er eine Aufgabe hat, dann entwickelt sich Teamgeist. Das, begleitet mit der Energie, Intensität und einer Spielweise, die intuitiver wird – so ist im Eishockey sehr, sehr viel möglich. Einzelkämp­fer haben nie etwas gewonnen in unserer Sportart. Das ist das Schöne daran.

Sie sind Wiener, haben aber in 22 Profijahre­n nie bei den Capitals gespielt. Warum?

Es hätte einmal eine Möglichkei­t gegeben, nach Salzburg oder Wien zu wechseln. Aber ich habe in Linz die Chance bekommen, Kapitän zu werden. Das war eine große Herausford­erung. Ich wollte diese Aufgabe übernehmen. Ähnlich wie jetzt wollte ich es damals auf meine Art machen. Man entwickelt sich weiter, wenn man sich in solche Situatione­n begibt, bereit ist, zu lernen und alles gibt. Danach war allen klar, dass ich Linz nicht mehr verlassen werde.

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