Lockdown schrieb Geschichte: Ein ganzer Tag ohne Einbruch
Wie sich Corona und Krieg auswirk(t)en
Das hat die eingefleischten Kriminalstatistiker überrascht: Im Mai 2020 hat es einen ganzen Tag gegeben, an dem es in Österreich keinen einzigen Einbruch gab. Das ist vorher und nachher nie vorgekommen.
Die Pandemie hat für einen starken Rückgang bei Wohnungs- und Hauseinbrüchen sowie Kfz-Diebstählen geführt. Jetzt nähern sich die Zahlen dem Niveau von 2019 an. Täter sind wieder mobil, die Menschen wiegen sich in Sicherheit. Zu sehr, meint Andreas Holzer, Direktor das Bundeskriminalamts, darauf müsse man die Bevölkerung aufmerksam machen.
Dass sich die Kriminalität wegen der Pandemie in den virtuellen Raum verlegt hat, ist evident. Die Schäden entstehen real, das belegen die hohen Zuwachsraten. Die Täter sind agil, entwickeln laufend neue Techniken und Maschen. Etwa gab es sofort ab Beginn der Energiekrise Brennholz-Fake-Shops.
Holzer erklärt: „Im Bereich des Internetbetrugs ermitteln wir in 67 unterschiedlichen Einzelphänomenen. Kleine und mittlere Unternehmen, die oft nicht gut geschützt sind, sind auch verstärkt das Ziel von Cybercrime, genauer gesagt: Erpressungssoftware, die mit Anleitung für diese Erpressungen als Paket schon leicht erhältlich sind, da muss man nicht einmal mehr ins Darknet.“Zur Bekämpfung der Cyberkriminalität soll die Abteilung im Bundeskriminalamt in den nächsten Monaten von 60 auf 128 Personen aufgestockt werden.
Wo sich der russische Angriffskrieg auswirkt und vor allem noch auswirken wird, ist der Bereich der Organisierten Kriminalität. „Das kennen wir schon vom BosnienKrieg“, warnt Holzer, „viele Waffen sind verfügbar und kommen zu kriminelle Gruppen auf der ganzen Welt.“Deshalb gibt es Kooperationen mit Nachbarländern der Ukraine, wie Rumänien, aber auch am Balkan, um Entwicklungen in diese Richtung frühzeitig zu erkennen. Das gilt auch für Schlepper, die den Krieg nutzen und immer brutaler werden.“
Noch eines zeigt die Statistik: In allen Altersgruppen ist die Zahl der Täter gesunken. Außer bei den 10- bis 14Jährigen. Holzers Erklärung: „Kriminelle Karrieren fangen einfach früher an.“