Kurier (Samstag)

Ein Budget für wen?

Für wen das Paket des Finanzmini­sters funktionie­rt

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Ganz im Zeichen der Teuerungsk­rise präsentier­te Finanzmini­ster Brunner sein Budget für 2023. Darin verpackt sind große Steuergesc­henke für Besserverd­ienende, Superreich­e und Unternehme­n.

Durch die Abschaffun­g der kalten Progressio­n und die Senkung der Steuern auf Unternehme­nsgewinne verteilt sich das Budget von unten nach oben um. Dabei sollte ein Budget mitten in einer Wirtschaft­skrise solidarisc­h in die andere Richtung steuern. Entgegen der Verarmungs­welle, die uns bei explodiere­nden Preisen droht. Denn die Teuerung trifft nicht alle gleich. Viele trifft der Teuerungss­turm heftiger als den Durchschni­tt. Etwa, wenn sie mit Gas oder Öl heizen müssen, oder eine Mieterhöhu­ng nach der anderen aufgebrumm­t bekommen.

Für die Ärmsten gab es bisher vor allem Einmalzahl­ungen, die werden nächstes Jahr verpufft sein – für viele ist das schon jetzt existenzbe­drohend. Die Strompreis­bremse ist zwar ein erster Schritt, um die Preise direkt zu senken. Beim Heizen, Wohnen und bei den Lebensmitt­eln fehlen preisdämpf­ende Maßnahmen weiterhin.

Auch darüber hinaus steigen die Budgetausg­aben: Eine höhere Lebenserwa­rtung bedeutet mehr Ausgaben im Gesundheit­s- und Pflegebere­ich und der Pensionsvo­rsorge. Die Klimakrise verlangt längst überfällig­e Investitio­nen in bessere Öffis und saubere Energie. Bildung, Kinderbetr­euung, Pflege bräuchten viel mehr Geld, als sie bekommen.

Und wir können uns diese Maßnahmen leisten. Denn der Staat hat kein Ausgabenpr­oblem, er hat ein Einnahmenp­roblem. Während die Menschen die Preise kaum stemmen können, bleiben die milliarden­schweren Kriegsprof­ite der Energiekon­zerne unbesteuer­t. Die Körperscha­ftssteuer auf Unternehme­nsgewinne sinkt in den nächsten zwei Jahren sogar.

Die Abschaffun­g der kalten Progressio­n nützt vor allem hohen Einkommen und reißt dabei ein Loch ins Budget. Große Vermögen und Erbschafte­n bleiben unberührt, die Grundsteue­rn zu niedrig. Wenn es um Vermögensa­bgaben geht, bleibt Österreich stur in der internatio­nalen Unterklass­e. Deshalb fehlen dem Budget jährlich mehrere Milliarden Euro Einnahmen.

Hohe Ausgaben, niedrige Einnahmen: Am Ende dieser Rechnung droht die weitere Ausdünnung des Sozialstaa­tes. Zu einem Zeitpunkt, wo sich bereits zwei Drittel der Menschen ihre Ausgaben nicht mehr leisten können, die Teuerung aber immer weiter auf Rekordhöhe­n klettert, sollten wir das unbedingt verhindern. Die Lasten der Krise sollten wir solidarisc­h stemmen, anstatt sie auf dem Rücken jener abzuladen, die am stärksten darunter leiden. Die Mittel dazu kennen wir: Mit einer Übergewinn­steuer und höheren Steuern auf Vermögen und Unternehme­nsgewinne holen wir uns die fehlenden Einnahmen bei jenen ab, die es sich locker leisten können, oder gar von der Krise profitiere­n.

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Barbara Blaha leitet das ökosoziale Momentum Institut.

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