Rasend vor Ärger
Eigene Wiesenschaft. In Graz und Linz sorgten bei den Europa-League-Highlights gegen Sporting und Liverpool miserable Platzbedingungen in den Stadien für Unmut. Was ist zu tun?
Das hat Fußball-Österreich wieder gebraucht. Zwei Klubs von internationalem Format werden in vollen Stadien mit viel Stimmung empfangen, Sturm wie auch der LASK bieten gute Leistungen (wenn auch ohne Punktegewinn). Und was bleibt vom EuropaLeague-Auftakt übrig?
Aus Graz werden Bilder von einem Rasen rund um den Globus geschickt, der selbst den Sturm-Verantwortlichen peinlich ist. In Linz macht sich einer der prominentesten Trainer der Welt über diese „Wiese“lustig.
Sporting-Coach Amorim blieb nach dem 2:1-Erfolg in Graz immerhin diplomatisch und nannte die Bedingungen auf dem Geläuf „schwierig“.
Deutlicher waren die Vertreter von Sturm. Trainer Christian Ilzer bezeichnete den Rasen sogar als „Minenfeld, das für die Spieler gefährlich ist“, Sportchef Andreas Schicker spricht von einem „Wahnsinn“. Und: „Dass es so nicht weitergeht.“
Es droht Klagenfurt
Dies befinden auch die UEFA und die Bundesliga, die Sturm die Rute bereits ins Fenster stellten. Bessert sich die Situation nicht, muss wie im Februar 2021 ins Wörthersee-Stadion ausgewichen werden. Im Sommer 2021 folgte ein Tausch des Rasens.
Ein neuerlicher kompletter Tausch wäre für 2024 geplant gewesen, Sturms Führung fordert seit Tagen, dass dies in der Länderspielpause Mitte Oktober passieren müsse. Entscheiden müssen dies freilich andere, weil Sturm seit Jahren vergeblich um eine Stadion-Lösung kämpft. Verantwortlich für die Spielstätte ist weiterhin die Stadtregierung über die Stadion Graz-Liebenau GmbH. „Wir warten noch die vier Spiele ab und werden mit der Stadt Graz entscheiden, ob der Rasen getauscht wird“, sagt Stadionmanager Gerald Pototschnig. Inoffiziell soll es nur noch budgetäre Fragen geben und der Platz von 2. bis 6. Oktober getauscht werden.
Dabei war im Mai noch alles in Ordnung. Sturm belegte was den Rasen betrifft hinter Rapid, Ried und Salzburg im Ranking der Spielergewerkschaft VdF Platz vier.
In Hütteldorf werden für die regelmäßigen Auszeichnungen in der „Pitch Competition“
pro Saison mehrere Hunderttausend Euro investiert. Noch einmal so viel wurde nach den anfänglichen Problemen im neuen Allianz Stadion 2018 in Lichtbalken und die Spezialmaschine „Air2G2“aus Barcelona extra ausgegeben. Im Zuge der gestiegenen Energie-Preise ist die Rasen-Pflege nun zu einem wichtigen, aber noch teureren Thema geworden.
Wurzel-Behandlung
Wird in Graz an der falschen Stelle gespart? Pototschnig weist auf einen Top-Greenkeeper hin und meint, dass die Wurzeln des Problems bei der Festigkeit der Wurzeln liegen: „Die klimatischen Bedingungen mit viel Regen und folgender Hitze haben dem Rasen zugesetzt. Und die Wurzeln konnten aufgrund der Bedingungen nicht wie sonst immer um diese Jahreszeit wachsen.“Und: „Dazu kommt, dass der Rasen überlastet ist.“Jedoch: Auch in anderen Stadien wird (so) viel gespielt.
In Linz gab es bereits Kritik, als noch nicht viel gespielt wurde – geäußert von Teamchef Ralf Rangnick bei den ersten Länderspielen in der neuen Raiffeisen Arena.
Seither wurde das Problem größer, es dürfte am Rasen-Unterbau im unter Zeitdruck aufgestellten Stadion liegen. Der Sager von Liverpool-Trainer Jürgen Klopp ist für die Verantwortlichen beim LASK schmerzvoll, aber treffend: „Das Stadion ist überragend, die Stimmung ebenso. Aber das grüne Ding in der Mitte ist kein Rasen – das ist eine Wiese.“