Wirtschaft von innen
Investor Peter Goldscheider ist immer wieder für spektakuläre Deals gut, diesmal im Weltraum. Das spannendste Projekt, in das der international vernetzte Fädenzieher derzeit involviert ist, sorgte in der Vorwoche in Deutschland für Schlagzeilen. Die Bundesregierung verbot die Übernahme des deutschen Satellitenunternehmens Kleo Connect durch chinesische Investoren.
Miteigentümer von Kleo Connect, das aufgebaut wurde, um Starlink von Elon Musk zu konkurrenzieren, ist Rivada Space Networks, eine hundertprozentige Tochter der in Washington ansässigen Rivada Networks Inc. Dort sitzt Goldscheider neben einflussreichen amerikanischen Ex-Politikern und hochrangigen Militärs nicht nur im Verwaltungsrat. Er ist einer der Gründer des Hightech-Kommunikationsunternehmens und Miteigentümer.
„Wir halten diese Entscheidung für sehr wichtig. Damit dürften wahrscheinlich auch die jahrelangen Rechtsstreitigkeiten mit den Chinesen ausgeräumt sein“, zeigt sich Goldscheider im Gespräch mit dem KURIER erleichtert.
Im Weltraum-Krimi geht es um viel Geld – und um die politische Macht im Orbit. Wer die Satellitennetzwerke hat, der kann auf die Daten der Kunden zugreifen.
Das Berliner Wirtschaftsministerium
unter dem Grünen Robert Habeck begründete seine Entscheidung im Prüfungsverfahren mit der Gefährlichkeit Chinas. Die Involvierung des Bundeskabinetts (wäre in Österreich der Ministerrat) zeigt, welche Bedeutung die Regierung der Causa beimisst. Deutschland sieht China heute wesentlich kritischer als noch vor einigen Jahren, als sich die Shanghai Spacecom Satellite Technology (SSST) bei Kleo Connect einkaufte.
Ängste und Warnung
Jetzt warnt das Ministerium eindringlich. „Die Volksbefreiungsarmee kontrolliert alle chinesischen Satelliten“, heißt es in der Entscheidung. Die militärische Durchdringung im Raumfahrtsektor sei besonders tief, daher sei es realistisch, dass die Volksbefreiungsarmee auch die Satelliten von Kleo Connect kontDie rollieren würde. Kleo könne die Übertragung von Daten unterbrechen, verlangsamen oder die Kommunikation manipulieren. Mit gravierenden Auswirkungen für Unternehmen, kritische Infrastruktur und Überwachungs- sowie Sicherheitssysteme.
Die Kleo-Gründer, Wissenschafter und Techniker der europäischen Raumfahrtindustrie, brauchten damals Geld und ließen die SSST ins Unternehmen. Damit begann ein erbitterter Streit um die Vorherrschaft, mittlerweile sind 70 Verfahren anhängig. Die Gründer riefen Rivada gegen die Chinesen zu Hilfe. Heute ist nicht einmal rechtsgültig geklärt, ob Rivada oder Shanghai die Mehrheit hat.
Aus Sicherheitsgründen wurden die von Liechtenstein erteilten Lizenzen für die Frequenzen, auf denen die Satelliten senden sollen, von Kleo bereits an Rivada übertragen.
Field Marshal Lord Guthrie, ehemaliger Generalstabschef der britischen Armee.
In Österreich gründete Goldscheider, Nachfahre der weltbekannten Keramik-Dynastie, die Investment-Gruppe Epic. Das Geschäftsmodell ist breit, von Finanzierungen bis zu Hotels (Valamar). Aufsehen erregte der Verkauf der ukrainischen Ukrtelecom für eine knappe Milliarde Euro an den Oligarchen Rinat Achmetov.