Zum Exodus in Bergkarabach
„Praktisch über Nacht wurde einer der ältesten Konflikte Europas mit Waffengewalt gelöst. In einer blitzartigen Offensive beendete Aserbaidschan die mehr als drei Jahrzehnte währende Autonomie von Bergkarabach. Der Status quo war all die Jahre dank russischer Unterstützung für Armenien und dessen separatistischen Verbündeten aufrechterhalten worden. Dies alles änderte sich mit dem Amtsantritt des armenischen Premiers Nikol Paschinjan, der eine Annäherung zum Westen auf Kosten der alten Beziehungen zu Moskau betreibt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Putin diesmal keinen Finger gerührt hat, um seinem ehemaligen Verbündeten zu helfen. Die Rache ist jedoch ein strategischer Schuss ins eigene Knie, denn Russland verliert nicht nur an Einfluss im Südkaukasus, sondern lässt auch die anderen Verbündeten im Unklaren darüber, wer als Nächstes im Stich gelassen werden soll. Putins Hinterhof wird kleiner und kleiner.“ Correio da Manhã
Lissabon
„Die USA und andere drängen zu Recht auf Zugang für eine UN-Beobachtungsmission. Wenn Baku nichts Unrechtes tut, sollte es auch nichts zu verbergen haben. Angesichts der Schnelligkeit der Ereignisse müssen die USA und Europa darauf bestehen, dass für das, was jetzt geschieht, Rechenschaft abgelegt wird, auch über den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Die europäischen Staats- und Regierungschefs scheinen schockiert über das Vorgehen Aserbaidschans zu sein, zu dem sie bisher freundschaftliche Beziehungen unterhielten. Sie sollten entsprechend handeln. Dabei geht es nicht nur um die Bewältigung der aktuellen Krise, sondern auch um die Verhinderung künftiger Gewalt. Besorgniserregend sind Präsident Aliyevs jüngste Äußerungen über ,West-Aserbaidschan‘, die sich auf armenisches Gebiet beziehen.“ Guardian
London