Welser-Möst: Ein Klangmaler und wahrer Meister des Dialogs
Kritik. Eigentlich hatte Franz Welser-Möst krankheitsbedingt zumindest bis Jahresende alle Termine (darunter auch eine Premiere an der Wiener Staatsoper) abgesagt. Mit ganz wenigen Ausnahmen, die im Wiener Konzerthaus und im Brucknerhaus Linz zu erleben waren. Mit „seinem“Cleveland Orchestra absolvierte der Stardirigent zwei Mal ein Programm mit Werken von Gustav Mahler. Ihm und den Gästen aus Cleveland zur Seite: Bariton Simon Keenlyside.
Sechs ausgewählte Mahler-Lieder interpretierte der Brite einfühlsam, wortdeutlich , aber durchaus mit kernigem Nachdruck. Welser-Möst und die fabelhaften Damen und Herren aus Cleveland boten Keenlyside das dafür passende Fundament.
Bildgewaltig
Nach der Pause dann Gustav Mahlers gar nicht so häufig gespielte siebente Symphonie in e-Moll. Ein Werk, bei dem sich Welser-Möst als hervorragender Klangmaler betätigen konnte. Herrlich etwa die beiden „Nachtmusiken“oder das tatsächlich „schattenhaftfließende“Scherzo (so wollte es Mahler haben), bei dem sich das Orchester in Bestform präsentierte. Exzellente Streicher, präzise und perfekt abgestimmte Bläser – sowie ein Dirigent, der sich auch in den grelleren Passagen als Meister des musikalischen Dialogs erwies.
Und das oft schwierige Rondo-Finale? Kein Problem. Beeindruckend, wie WelserMöst und die Musikerinnen und Musiker in alle Klangvaleurs eintauchten, wie Mahler ganz organisch erstand. Das Publikum jubelte. Bleibt nur zu hoffen, dass WelserMöst bald wieder gesund ist und dass auch Cleveland wiederkommt. PETER JAROLIN
KURIER-Wertung: āāāāά