„Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann ist es der Satz: Das ist nun einmal so!“
Wiener Ansichten. In Wien-Döbling wurde jetzt ein Gemeindebau nach der 1995 verstorbenen Autorin Mira Lobe benannt. Das ist mehr als angemessen. Denn bereits ihre Kinderbücher, allen voran „Das Kleine Ich bin Ich“, waren Plädoyers für Eigensinn, Selbstfindung und Toleranz. Eine gesellschaftspolitische Ansage, lang bevor das Wort „Kinderrechte“zum Schlagwort wurde. Das Buch ist ein Long-Seller, verkauft sich auch in unserer lesearmen, digital-hysterischen Zeit immer noch gut.
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Mira Lobe schrieb allerdings auch andere, heute fast vergessene Bücher, etwa den kämpferischen Jugendroman „Die Räuberbraut“, ein modernes Robin-Hood-Märchen über eine aufsässige 13-Jährige, die die Welt retten will. Das heute vergriffene Buch („Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann ist es der Satz: Das ist nun einmal so!“) ist typisch für Lobe, aber auch für weite Teile der österreichischen Jugend-Literatur der 70er-Jahre, die sich mit feministischen, emanzipatorischen und ökologischen Fragen beschäftigte.
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Mira Lobe gehörte auch zu jenen Autorinnen, die sich bereits in den 1970ern vehement für politische Bildung in der Schule einsetzten. Bisher vergeblich. Es gibt auch heute, außer in den Berufsschulen, de facto keinen verbindlichen Unterricht für politische Bildung. Als Teil des Geschichtsunterrichts kommt sie oft zu kurz. Als sogenanntes Unterrichtsprinzip erst recht. Soll man das erschütternd finden? Freundin U. warf dazu die Frage auf: Kann man Demokratie und Teilhabe wirklich in der Schule lernen? Karl Valentin soll gesagt haben: Wir brauchen unsere Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns sowieso alles nach. Was für ein schrecklicher Befund!
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Da muss gleich noch ein Zitat her. Der Philosoph Arthur Schopenhauer liebte seinen Hund bekanntlich sehr. Viele einschlägige Aussprüche sind dazu überliefert. Schopenhauer geht ja immer, besonders angemessen scheint derzeit dieser Gedanke: Immer, wenn sein Hund schlimm war, soll der Philosoph ihn folgendermaßen gerügt haben: „Du Mensch du!“