„Ein gutes Amazon der Kreislaufwirtschaft“
Das Wiener Start-up refurbed ist auf Erfolgskurs, sicherte sich in angespannter Wirtschaftslage jetzt sein höchstes Investment und will neue Märkte erobern. Co-Gründer Peter Windischhofer im Interview
Während viele über zurückhaltende Investoren klagen, holte sich die Online-Plattform refurbed jetzt 54 Millionen Euro frisches Kapital. „Weil wir mit unserer Mission überzeugen“, erklärt CoGründer Peter Windischhofer.
KURIER:
Die Mission war, ein „gutes Amazon“zu werden. Ist das noch aktuell?
Peter Windischhofer: Ja, immer noch. Mittlerweile haben wir es verfeinert. Wir wollen das gute Amazon für die Kreislaufwirtschaft werden, möglichst viele Produktkategorien anbieten und großen Herstellern ermöglichen, in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen. Viele Hersteller wissen, sie müssen etwas machen, aber wissen oft nicht wie. Dafür stehen wir als Brückenbauer zur Verfügung. Wir arbeiten direkt mit AEG, De’Longhi und Kärcher zusammen, damit deren Produkte refurbished und direkt über uns verkauft werden.
Was passiert jetzt mit Ihrem Rekord-Investment?
Wir wollen den Kurs, den wir eingeschlagen haben, fortführen, geografisch in Europa sowie profitabel wachsen, indem wir in unsere Bestandsmärkte investieren. In Deutschland ist noch viel Potenzial, aber auch in Österreich. Auch unser Angebot möchten wir erweitern. Wir haben mit Handys gestartet, jetzt haben wir Sportartikel wie E-Bikes oder Ski auf der Plattform. Das geht überraschend gut.
Der Plan für nachhaltige Mode gilt auch immer noch?
Das haben wir vergangenes Jahr getestet, nur hat das leider nicht funktioniert. Weil die Auswahl nicht groß genug war und die Preise zu hoch.
Ist der Preis immer noch der größere Treiber für Konsumenten oder der Wunsch
nach mehr Nachhaltigkeit?
Beides. Es ist die Kombination aus Sparen und gleichzeitig etwas Nachhaltiges tun, das die Produkte attraktiv macht.
Den Menschen ist es wichtig, einen weniger schlechten Einfluss auf die Umwelt zu haben, und das ist bei unseren Produkten zweifelsfrei verkauft erneuerte Elektronik-Produkte wie Handys, Haushaltsgeräte und E-Bikes. Derzeit ist die Plattform in sieben Ländern aktiv und hat 300 Mitarbeiter
Milliarde Euro haben Konsumenten bereits auf refurbed ausgegeben
116 Millionen Euro hat refurbed von Investoren bislang eingesammelt. Das Gründer-Trio hält 30 Prozent Anteile
der Fall. Man spart etwa 80 Prozent CO .
Woher beziehen Ihre Händler die Produkte?
Firmen sind der größte Kanal. Was immer weiter wächst, sind die Produkte von Konsumenten. Es gibt Schätzungen, dass nur zehn Prozent der Menschen ihre Handys wieder zurück in den Kreislauf bringen. Weil die meisten sie in der Schublade liegen lassen und das jahrelang. Wichtig wäre aber, sie so schnell wie möglich wieder in den Markt zu bringen, weil sie sonst nicht mehr attraktiv sind.
Refurbed zählt jetzt schon zu den großen Erfolgsgeschichten der heimischen Start-upSzene. War immer klar, dass die Idee zündet?
Je nachdem, wen man fragt. Für uns als Gründer war die Hoffnung und Ambition da, dass es so groß wird. Aber es gab schon viel Gegenwind, warum das ein Geschäft sein soll, neben unserem positiven Einfluss als Firma selbst. Mittlerweile gibt es bestimmt einige, die bereuen, nicht gleich am Anfang investiert zu haben.
Refurbed gilt als Einhorn-Anwärter. Wie wichtig ist es, eines zu werden?
Das ist uns ehrlicherweise egal. Man hat im vergangenen Jahr gesehen, dass das viele Unternehmen geschafft haben. Aber wenn man sich die Bewertungen ansieht und vergleicht, wo der Markt aktuell steht, dann waren diese vielleicht übertrieben. Das noch ausführlichere Interview lesen Sie auf kurier.at