Die heimlichen Chefs der ÖBAG
Über neue Beteiligungen entscheidet ein hochkarätiger Beirat. Einstieg bei AT&S für Hannes Androsch „noch nicht geklärt“
Der damalige Finanzminister Gernot Blümel wollte jedoch keine Verstaatlichungsdiskussion heraufbeschwören und das Thema neue Beteiligungen war erledigt. Erst ÖBAG-Chefin Edith Hlawati brachte es bei ihrer Antritts-Pressekonferenz wieder aufs Tapet.
Verwässerung
Ein Einstieg bei AT&S hat viele Fragezeichen, Vorstand und Aufsichtsrat haben noch nicht zu einer einhelligen Meinung gefunden. Offen ist, ob eine direkte Beteiligung der ÖBAG überhaupt notwendig ist. Oder ob man mit einer Überbrückungsfinanzierung für Förderungen, mit Garantien oder einer stillen Beteiligung das Auslangen fände. Eine Beteiligung wäre eine Re-Verstaatlichung, die am Kapitalmarkt gar nicht gut ankommt, wie man am Kurssturz sehen konnte.
AT&S wartet als Ergänzung für die hohen Investitionen im Inland auf rund 110 Millionen Euro, die im Rahmen des zweiten europäischen IPCEI-Programms für Mikroelektronik und künftig auch im Rahmen des Chip Acts getätigt werden. In Leoben wird mehr als eine halbe Milliarde Euro in den Ausbau eines Forschungs- und Produktionszentrums investiert.
„Eine Beteiligung der ÖBAG ist noch nicht geklärt“, bestätigte Aufsichtsratsvorsitzender Hannes Androsch gegenüber dem KURIER. Dies würde nicht nur die Anteile der zwei größten Aktionäre, der Stiftungen von Androsch und von Willibald Dörflinger mit je 18 Prozent, reduzieren. „Es würden die Anteile aller Aktionäre verwässert“, sagt Androsch. Er spreche als Aufsichtsratsvorsitzender (seit 18 Jahren) nicht nur für seine Anteile, „sondern im Namen aller Aktionäre“. Fragt sich außerdem, ob das Unternehmen mit künftig drei statt zwei Kernaktionären besser zu führen wäre.