Pop-Produzent Trevor Horn über seine schwierige Zusammenarbeit mit der Prog-Rock-Band Yes und den Welthit „Relax“von Frankie Goes To Hollywood, dessen Aufnahme ihn fast wahnsinnig machte
Gespräch.
„Es hat mich fast in den Wahnsinn getrieben. Ich habe vier Versionen gemacht!“
Diese vierte Version von Frankie Goes To Hollywoods Superhit „Relax“, die der britische Produzent Trevor Horn im Sommer 1983 in seinem Studio austüftelte, wurde ein Welterfolg und ein definierender Moment in der PopGeschichte. Horn etablierte sich damit als Pate der modernen Produktion, bei der das Tonstudio wie ein Instrument benützt wird, das die Klänge manipuliert und formt.
Für sein neues Album „Echoes – Ancient & Modern“kehrt Horn mit Sängern wie Marc Almond, Rick Astley und Tori Amos zu „Relax“zurück. Und zu weiteren eigenen Hits wie „Owner Of A Lonely Heart“und Klassikern wie „Smells Like Teen Spirit“(Nirvana) und „Personal Jesus“(Depeche Mode).
„Relax“neu zu interpretieren war aber das Schwierigste. „Ich wollte das zuerst nicht, weil der Song so ikonisch geworden war“, erzählt er im KURIER-Interview. „Aber dann hatte ich die Idee, dass ich es nicht so kräftig stampfend mache, sondern mehr sexy und entspannt, viel sinnlicher.“
Emotional
Für den 74-Jährigen war es auch emotional fordernd, sich in die „Relax“-Zeit zurückzuversetzen. „Frankie Goes To Hollywood war die erste Band, die ich für mein Label ZTT unter Vertrag genommen hatte. Ich stand unter enormen Erfolgsdruck. Aber als sie bei mir im Studio ankamen, fand ich heraus, dass der Gitarrist nicht der war, den ich auf dem Demo gehört hatte, aufgrund dessen ich Frankie zu ZTT geholt hatte. Stattdessen stand ein völlig Unerfahrener da.“
In der Autobiografie „Adventures in Modern Recording“kann man lesen, dass deshalb außer Sänger Holly Johnson niemand von der Band auf „Relax“zu hören ist. Alle Sounds wurden von Horn kreiert. Den sensationellen Erfolg des Tracks führt er darauf zurück, dass er für den geraden Beat erstmals eine Bassdrum mit einem Sample verknüpfen konnte.
Richtig spielen
Hat „Relax“wirklich 70.000 Pfund gekostet? „Das weiß ich nicht mehr“, sagt er. „Aber teuer war es. Ich musste die Band nach London holen, in Hotels unterbringen und für ihr Essen sorgen. Und wenn du damals einen Beat gebraucht hast, musstest du ihn spielen. Jeder Ton musste gespielt werden. Deshalb haben wir sehr viel Zeit gebraucht, um das, was wir aufnehmen, perfekt zu spielen. Heute kann man Fehler im Spiel mit dem Computer leicht ausbessern und macht lieber das, weil es Zeit spart.“
Aufwendig war anno dazumal auch die Produktion eines weiteren von Horns Superhits, „Owner of A Lonely Heart“mit der Band Yes. Vor seiner Karriere als Produzent hatte sich Horn nämlich auch als Musiker einen Namen gemacht, er war Sänger und Bassist der Band The Buggles, mit denen er den Hit „Video Killed The Radio Star“hatte. Als Fan guter Pop-Songs, aber auch experimenteller Klänge wie die von Kraftwerk und Yes, gründet er die Avantgardegruppe Art Of Noise und willigte sofort ein, als Yes ihn 1980 baten, als Sänger den ausgestiegenen Jon Anderson zu ersetzen. „Da kam ich von der Bratpfanne ins Feuer. Ich hatte wenig Erfahrung als Sänger und diese Musik ist so komplex. All die alten Hits zu lernen, war schwierig.“
Ausgebuht
Die Yes-Fans buhten ihn aus, nach einer Tour wurde er gefeuert. Trotzdem leuchtet heute noch das Fanfeuer in seinen Augen, und er beginnt im Interview spontan, die Songs zu singen, an denen er damals scheiterte. „Yes war eine harte Erfahrung, die sich aber bezahlt gemacht hat. Denn als ich später mit ihnen das Album ,90125` produzierte, hatte ich mehr Einfluss auf sie, weil ich einer von ihnen gewesen war. So konnte ich sie überreden ,Owner Of A Lonely Heart`rauszubringen, was ihnen eigentlich zu poppig war. “
Der Song ist der einzige der Band, der Platz eins der US-Charts erobern konnte.