Flachländer im Hoch
Vincent Kriechmayr und Daniel Hemetsberger fuhren im Super-G in Gröden den ersten Doppelsieg für Oberösterreich ein. Ein kräftiges ÖSV-Lebenszeichen nach der Schmach in der Abfahrt
Es braucht schon mehr als einen 17. Platz, dass Vincent Kriechmayr aus der Spur gerät. Im Laufe seiner Karriere hat der Doppelweltmeister von 2021 schon so einige Tiefschläge einstecken müssen. Gerade im Grödnertal kann den stoischen Skifahrer aus Oberösterreich heute nichts mehr so schnell erschüttern. „Ich bin schon bei so vielen Debakeln dabei gewesen“, erzählt der 32-Jährige, „in Gröden habe ich oft schlechte Leistungen gezeigt. Was soll’s?“
Mit diesem pragmatischen Zugang ist Kriechmayr nicht schlecht gefahren. 24 Stunden nach dem Fiasko in der ersten Saisonabfahrt – und nichts anderes ist ein 17. Platz für einen Mann mit Rang und Namen wie ihn – ließ Kriechmayr Taten sprechen und rief sich mit dem Sieg im Super-G eindrücklich in Erinnerung.
„Du Hundling“
Nach der harschen Kritik am Abschneiden der ÖSV-Abfahrer am Donnerstag sorgte das Ergebnis im Super-G in erster Linie intern für heitere Irritationen. Läppische zwei Hundertstelsekunden lag Kriechmayr im Ziel vor seinem Landsmann Daniel Hemetsberger, der damit weiter auf seinen ersten Weltcupsieg warten muss.
Die Wortwahl fiel danach nicht gerade zimperlich aus. „Du Hundling vergönnst mir gar nichts“, warf Hemetsberger seinem ÖSV-Kollegen um die Ohren, „er hat dermaßen viel Potenzial, er wird sich seine Siege schon noch abholen“, antwortete Kriechmayr.
Eine historische Dimension hatte der Doppelsieg von Vincent Kriechmayr und Daniel Hemetsberger im Grödnertal allemal: Noch nie zuvor waren zwei Sportler aus Oberösterreich im Alpinen Ski-Weltcup auf den Plätzen eins und zwei gelandet. „Wir zwei sind echte Flachländer“, betonte Kriechmayr.
Feiertag in Rot-Weiß-Rot: Vincent Kriechmayr und Daniel Hemetsberger sorgten im Super-G in Gröden für einen österreichischen Doppelsieg