CHAOS deluxe
So. Das Kind kommt also demnächst aus Börrrlin nach Hause. Ich werde in die Abstellkammer ziehen, überlasse ihr das Meisterinnen-Schlafzimmer und werde sie generell wie eine frisch aus einem komplizierten Grubenunglück Geborgene herzen. Im Wohnzimmer äst bereits eine leuchtende Rentierherde aus Taiwan. Präventive Schleimspur, denn wir hatten uns bei ihrem letzten Heimstopp Filetstücke von Fluchsalven und Hasstiraden um die Ohren fliegen lassen. Schlagabtäusche, die dann in der schmerzhaftesten PassivAggressivität versickerten – dem Schweigen. Damit es bei uns rund um Weihnachten zumindest in Spurenelementen wie in der Merci-Werbung zugeht, haben wir jetzt in einem Zoomie gemeinsam ein Das-kanndoch-nicht-so-schwer-sein-Abkommen geschlossen und mit Hilfe der lieben KI niederschreiben lassen. Auf ihren vordersten Forderungsposten stehen so absurde Dinge wie „Genug Hafermilch-Proviant einlagern, das ist ein Zeichen von Respekt gegenüber meinen Bedürfnissen“und „Die Reste von einem Mitternachtssnack-Massaker so wegräumen, dass die Küche am nächsten Morgen wie für einen Fernsehkoch vorbereitet wirkt“. Ich führe No-Go-Themengebiete wie „Ihr Boomer habt unseren Planeten getötet“sowie Transpersonen-Tralala an und keinerlei Raubritterinnen-Feldzüge durch meine Kleiderschränke ohne ein LeihAntragsformular zu stellen. Plus: kleine Kontaktslots für das Muttertier zwischen all den Cocktailorgien mit diversen Guckis, Tessis, Tiffys und Puckis. Weiß der Geier, warum die Girls, eigentlich alle im Besitz menschenwürdiger Vornamen, sich wie Schlittenhund-Bezirksmeisterinnen betiteln. Es ist tatsächlich absurd, an welchen Banalitäten die horizontale Ausrichtung unseres Haussegens hängt. „Wir tun jetzt einmal kurz so, als ob wir ganz normale Menschen sind“, sagt der nerdige Fortpflanz, „danach sehen wir weiter.“Copy that, Häschen.