„A schon a oide Tschesn“
Der Beagle ist ein Phänomen. Er rennt bis zur allerletzten Sekunde. Nicht einkaufen, bis die Geschäfte schließen, so wie die Zweibeiner. Der Beagle rennt, solange seine vier Beine ihn tragen – und noch ein Stück weiter.
Der Beagle rennt, als renne er um sein Leben. Ehe er einen Schmerz zeigt, beißt er die Zähne zusammen und rennt weiter. Manche Beagles rannten sich tatsächlich schon ins Jenseits, weil sie tot zusammenbrachen. Der Beagle ist so gezüchtet, er ist ein Laufhund, und er ist ein Meutetier. Wenn einer in der Meute Schwäche zeigt, wird er ersetzt. Da kämpft man sich lieber weiter, als zurückgelassen zu werden.
Und so staunten wir im Urlaub in den Bergen wieder einmal nicht schlecht, als Daria mit fliegenden Ohren begeistert über die Schneewanderwege fetzte, dann aber plötzlich roten Urin absetzte.
Ich rief beim örtlichen Tierarzt an, ein Lackerl war rasch aufgefangen, und schon waren wir in der Praxis des freundlichen Herrn, der eine Blasenentzündung attestierte und behandelte.
Beim guten alten Landtierarzt
Gerade, als ich beschloss, erleichtert zu sein und mich zu freuen, dass Daria bald wieder gesund und fit und schmerzfrei, also „wie neu“, sein würde, runzelte der Veterinär die Stirn und fragte: „Wie oid?“
„Dreizehneinhalb“, erwiderten wir – nicht ohne Stolz auf unsere Daria. Der Tierarzt murmelte, laut genug, dass wir es hörten: „A schon a oide Tschesn ...“
„Wie bitte?“, entfuhr es mir. Und der ältere Herr (selbst nicht mehr das allerjüngste Modell) lächelte milde, als er sagte: „Najo, die ist oid, da derf was wehtun.“
„Aber ihre Oma ist 16 geworden!“, rief ich (sagte jedoch nicht dazu, dass ihre Mama mit 12 an einem Tumor starb). Da schlug er einen väterlich-versöhnlichen Tonfall an und brummte: „Beagles san super Hunde, da gibt’s nix. Die hama in der Ausbildung immer g’habt.“
Ja, so sind sie, die Beagles, sozial bis zum Umfallen, zeigen keinen Schmerz, und wenn einer nicht mehr kann, wird er problemlos ersetzt, weil eine Meute keine Rudelkämpfe kennt.
Wieder daheim, erklärte ich Daria, dass sie ruhig leiser treten dürfe, wenn sie Schmerzen habe. Wir würden immer zu ihr halten und sie nicht ersetzen. Aber sie raffte sich sofort auf und signalisierte: „Komm, gehen wir eine Runde!“