#ichbindannmalweg
Ob als Sommerfrischler, Individualtourist oder Pauschalreisender – den Österreicherinnen und Österreichern ist ihr Urlaub heilig. Rechtlich war der Weg zur bezahlten Auszeit von der Arbeit aber lang
Bin momentannicht imBüro. Wenn es wichtig ist, können Sie mir einen Tweet schicken mit dem Hashtag #sieunterbrechenmeinenurlaub (Mail-Abwesenheitsnotiz,
Fundstück auf „X“)
Folgt man aktuellen Umfragen, werden heuer viele automatische Mailantworten verschickt: 80 bis 89 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher wollen 2024 verreisen, ergaben jüngste Daten von TUI beziehungsweise im „Reisekompass“von Ruefa. 19 Tage Urlaub sollen es im Durchschnitt pro Person werden.
Bezahlter Urlaub ist gesetzlich verankertes Recht jedes unselbstständig Beschäftigten in Österreich, allerdings musste es erst durch die Jahrzehnte erkämpft werden: 1910 – also noch in der k. u. k. Monarchie – verabschiedete der Reichsrat zehn Tage bis zwei Wochen bezahlten Erholungsurlaub. Das galt aber nur für Angestellte und war somit ein Privileg einer damals überschaubar kleinen Gruppe von Begünstigten.
Für die große Masse, die Arbeiterschaft, war es erst 1919 so weit. Allerdings klafften die Ansprüche von Angestellten und Arbeitern lange Zeit weit auseinander: Wurde den Angestellten bereits 1921 ein Mindestanspruch von zwei Wochen gewährt, gab es dieses Ausmaß für Arbeiterinnen und Arbeiter mehr als zwei
Jahrzehnte später, 1946. Erst 1976 wurde die Kluft mit dem für beide Gruppen geltenden Urlaubsgesetz geschlossen, die Ansprüche wurden angeglichen.
Goethe, der Italien-Tourist
Doch auch wenn der Urlaub ein Rechtsanspruch ist – einfach so den Arbeitsplatz verlassen, geht dann auch wieder nicht, der Chef oder die Chefin muss zustimmen. An diesem gegenseitigen Einvernehmen hat sich seit dem Mittelalter nichts geändert, da mussten Bedienstete bis hin zu adeligen Rittern ihren Herrscher um Erlaubnis bitten, wenn sie den Hof verlassen wollten.
Das ist ein Prinzip, das seit damals pickt und später etwa auch für hohe Beamte galt, selbst für einen gewissen Johann Wolfgang von Goethe: Er machte sich 1786 auf, Italien zu erkunden, kehrte erst nach zwei Jahren zurück und schrieb seine Erlebnisse in der „Italienischen Reise“nieder. Goethe gab damit dem im 18. Jahrhundert aufkommenden Drang jener, die es sich leisten konnten, auf Bildungsreisen nach.
Ein paar Jahrzehnte später wandelten sich Reisen dann schon in Richtung Vergnügen und ähnelte damit immer mehr dem heutigen Verständnis von Urlaub. Die Eisenbahn erlaubte es im 19. Jahrhundert nämlich, bequem und verhältnismäßig schnell zu reisen: Bürgertum wie Adel genossen
Sommerfrische an Seen und in Bergen, so manche gönnten sich auch ein luxuriös verbrämtes Abenteuer und bestaunten vom Nildampfer aus Ägypten oder reisten an orientalische Destinationen. Der Orientexpress etwa verkehrte 1883 erstmals zwischen Paris und Konstantinopel, die Fahrt dauerte 81 Stunden.
Urlaube, die aber für die Masse unleistbar blieben – der findige Brite Thomas Cook erkannte das und wurde Trendsetter der Pauschalreise: Er organisierte 1861 die erste Reise von Arbeitern nach Paris, Transfer, Verpflegung und Unterkunft waren – wie auch nach mehr als 150 Jahren noch gern gebucht – all inclusive.