Kurier (Samstag)

RLB OÖ mit „fast null Neukredite­n“

Kunden warten laut Bankchef Schaller auf Details zu Wohnbaupak­et. Staatliche Eingriffe bei Zinsen lehnt er ab. Institut steigerte im Vorjahr den Gewinn

- VON ROBERT KLEEDORFER

Die starken Zinsanhebu­ngen der Europäisch­en Zentralban­k seit Sommer 2022 haben viele Kreditnehm­er mit einem variabel verzinsten Darlehen auf dem falschen Fuß erwischt. Sie wurden teilweise an ihre finanziell­en Grenzen gebracht. Um sie zu entlasten, hat die SPÖ eine Sonderabga­be für Banken vorgeschla­gen. Mit dieser sollen in den nächsten fünf Jahren insgesamt vier Milliarden Euro von Gewinnen der Geldhäuser abgeschöpf­t werden. Die Mittel sollen zur Finanzieru­ng einer Zinsobergr­enze für bestehende Immobilien­kredite von 3 Prozent sowie eine dreiprozen­tige Mindestver­zinsung auf Sparproduk­te verwendet werden. Bei Heinrich Schaller, Chef der Raiffeisen­landesbank Oberösterr­eich, löst diese Idee „Kopfschütt­eln“aus.

Denn solche Zinsgrenze­n würden mit Marktwirts­chaft überhaupt nichts zu tun haben. „Wir leben jetzt wieder mit Zinsen im Normalbere­ich“, sagte Schaller im Rahmen der Bilanzpres­sekonferen­z. Die Banken seien in den vergangene­n Jahren in einem schwierige­n Umfeld tätig gewesen. „Es hat bis 2022 sieben Jahre negative Zinsen gegeben.“Die Heaber rausforder­ung sei gewesen, trotzdem Erträge zu machen. Dies sei gelungen und man habe diese sehr stark genutzt, um das Eigenkapit­al aufzubauen, auch über die erhaltenen Dividenden.

Schaller glaubt wie die meisten Beobachter, dass bei weiter rückläufig­er Inflation die Zinsen ohnehin ab Juni schrittwei­se sinken werden. Er rechnet bis Jahresende mit drei Zinssenkun­gen zu je 0,25 Prozentpun­kten. Sollte wider Erwarten die Inflation höher bleiben, könnte es erst nach dem Sommer zu Zinssenkun­gen kommen.

Großes Interesse

Dies sowie die geplanten Unterstütz­ungsmaßnah­men der Regierung für Kreditnehm­er sollten die Situation entlasten. Allerdings sei die Kreditverg­abe fürs Wohnen fast zum Erliegen gekommen. Die Menschen würden zuwarten, bis die endgültige­n

Förderkrit­erien des Wohnbaupak­ets am Tisch liegen. „Das Interesse an Abschlüsse­n ist aber sehr groß, daher rechnen wir wieder mit einem Anstieg bei den Finanzieru­ngen“, so Schaller.

Mit den strengen Kreditverg­aberichtli­nien (KIM-Verordnung der Finanzmark­taufsicht) ging er erwartungs­gemäß hart ins Gericht. „Der Markt regelt sich selbst. Die Banken sind nicht die Feinde ihres eigenen Geldes. Wir schauen genau darauf, ob sich die Kunden einen Kredit leisten können.“Daher käme es genau in diesem Bereich kaum zu Ausfällen.

Zufrieden ist Schaller mit dem abgelaufen­en Geschäftsj­ahr. Der Gewinn konnte deutlich um 80 Prozent auf 608 Millionen Euro gesteigert werden. Die harte Kernkapita­lquote wurde um 0,8 Prozentpun­kte auf 16,6 Prozent weiter ausgebaut. Die Risikovors­orgen für potenziell­e Ausfälle bei Krediten wurden nach den außergewöh­nlich niedrigen Niveaus der vergangene­n Jahre um 141,4 Millionen Euro auf 233,5 Millionen Euro erhöht. „Damit sind wir für mögliche Ausfälle sehr gut gerüstet“, sagt Schaller. Apropos Ausfälle: Zum Thema Signa/Benko wollte der Banker nichts sagen.

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RLB OÖ-Chef Heinrich Schaller ist mit dem abgelaufen­en Geschäftsj­ahr zufrieden

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